Mit einem 14,3 Mrd. USD schweren Deal sichert sich Meta-Gründer Mark Zuckerberg fast die Hälfte an Scale AI – nicht primär wegen des Geschäfts mit annotierten Trainingsdaten, sondern wegen dessen 28-jährigem Gründer Alexandr Wang. Der soll nun Metas stockende KI-Ambitionen neu entfachen.
Wangs Wechsel kommt in einer Phase, in der Meta im Wettbewerb mit Rivalen wie OpenAI, Anthropic und Google zunehmend den Anschluss verliert. Die jüngste Veröffentlichung von Metas Sprachmodell Llama 4 blieb in unabhängigen Benchmarks deutlich hinter Erwartungen zurück. Interne Zweifel an der bisherigen Forschungsstrategie wurden lauter – nun setzt Zuckerberg auf eine neue Führungsfigur mit aggressivem Netzwerkzugang.
Wang ist kein KI-Forscher im klassischen Sinn, sondern ein hochgradig vernetzter Unternehmer mit politischem Instinkt. Schon als Teenager gründete er Scale AI, das sich durch datenintensive Labeling-Prozesse in der KI-Industrie einen Namen machte. 2023 erwirtschaftete das Unternehmen rund 870 Mio. USD Umsatz – vor allem durch Aufträge von Big Tech, darunter Meta selbst. Die operative Umsetzung erfolgte oft über Tausende externe „Contributors“, viele davon in Entwicklungsländern, über die Plattform Remotasks.
Inzwischen nutzt Scale auch hochqualifizierte Fachkräfte zur Feinjustierung von Modellen – insbesondere bei sicherheitskritischen oder domänenspezifischen Anwendungen. Parallel baute Wang ein Netzwerk bis in politische Machtzentren auf. In Washington positionierte er sich früh als China-Falke und Kritiker identitätsbasierter Personalpolitik – ein Kurs, der ihm auch Zugang zur Trump-nahen Technologieelite sicherte.
Die Meta-Transaktion ist deshalb weit mehr als ein strategisches Investment: Wang wird künftig eine Schlüsselrolle im Superintelligence-Vorhaben des Konzerns einnehmen. Insidern zufolge soll Meta zusätzlich die ehemaligen SSI-Gründer Dan Gross und Nat Friedman abwerben – ein Signal für die neue Schlagzahl im KI-Wettrennen. Altman, CEO von OpenAI, warf Meta zuletzt vor, mit dreistelligen Millionenboni Entwickler abzuwerben.
Doch nicht alle bei Meta sind überzeugt: Intern wird Wangs technische Expertise hinterfragt. Auch Kundenseite reagiert nervös – OpenAI und Google kündigten bereits an, sich von Scale zu lösen. Die Sorge: Meta könnte bei 49 % Anteil zu viel Einblick in sensible Trainingsdaten erhalten. Scale betont hingegen, dass bestehende Verträge und Datensouveränität unangetastet bleiben.
Für Scale ist der Übergang kritisch. Der neue CEO Jason Droege sieht den Deal nicht als Rückzug, sondern als Bestätigung der eigenen Position. Doch Marktbeobachter zweifeln: „Wenn niemand mehr mit Scale arbeiten will, bleibt Meta nur, das ganze Unternehmen zu bezahlen, um an Wang zu kommen“, so ein Investor.
Dennoch wird der Schachzug als Wette auf Geschwindigkeit gewertet. „Das Wichtigste in den nächsten Monaten ist, welches Forschungsteam Meta jetzt aufbaut“, sagte ein Insider. „Es ist fast wie ein Raubzug – Alex kennt jeden.“ Für Zuckerberg geht es nun um nicht weniger als die Wiedereroberung der Technologieführerschaft im KI-Zeitalter.