Diageo, einer der größten Spirituosenhersteller der Welt, hat am Mittwoch den sofortigen Rücktritt von Vorstandschefin Debra Crew bekannt gegeben. Finanzchef Nik Jhangiani übernimmt übergangsweise die Leitung, während der Verwaltungsrat eine umfassende Suche nach einer neuen Führungskraft eingeleitet hat. Sowohl interne als auch externe Kandidaten sollen geprüft werden.
Crew hatte erst im Juni 2023 das Ruder übernommen, doch ihr kurzer Amtszeit war von Problemen geprägt. Bereits nach fünf Monaten musste Diageo eine Gewinnwarnung herausgeben, nachdem das Unternehmen eine Absatzkrise in Lateinamerika falsch eingeschätzt hatte. Seit Crew den Posten übernahm, haben die Aktien des Unternehmens rund 43 Prozent an Wert verloren.
Die Aktie reagierte auf die Nachricht positiv und legte zwischenzeitlich um bis zu 4,3 Prozent zu, was Diageo eine Marktkapitalisierung von etwa 44 Milliarden Pfund einbrachte.
Der designierte CEO wird vor der Herausforderung stehen, das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen und den FTSE-100-Konzern zurück auf Wachstumskurs zu bringen. Der Markt für Premium-Spirituosen hat sich nach dem pandemiebedingten Boom abgeschwächt, während Verbraucher in wichtigen Märkten ihre Ausgaben zurückfahren. Zuletzt hatte Diageo im Februar seine mittelfristigen Wachstumsziele kassiert.
Crew, zuvor unter anderem CEO des Tabakkonzerns Reynolds American, war nach dem plötzlichen Tod ihres Vorgängers Ivan Menezes vorzeitig ins Amt berufen worden. Der Verwaltungsrat sprach von einer einvernehmlichen Trennung und lobte Crews Einsatz in einer Phase geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten.
Jhangiani, der erst im vergangenen Jahr zu Diageo kam, hat sich bei Investoren rasch einen guten Ruf erarbeitet. Im Mai kündigte er an, die Kostenbasis des Unternehmens um 500 Millionen Dollar zu senken und prüft zudem den Verkauf von Unternehmensteilen.
Diageo bekräftigte am Mittwoch seine bestehende Finanzprognose.