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Kritik an Meta: KI-gestützte Klimaforschung stützt sich auf fehlerhafte Datenbasis

Meta wird vorgeworfen, KI-Modelle zur CO₂-Entfernung auf unzuverlässigen Datensätzen trainiert und überversprechend vermarktet zu haben.

Eulerpool News 6. Juli 2025, 13:12

Meta steht im Zentrum einer Kontroverse um ein KI-gestütztes Forschungsprojekt zur CO₂-Abscheidung. Der Vorwurf: Der Konzern habe fehlerhafte Materialdaten genutzt und dadurch falsche Hoffnungen auf technologische Durchbrüche geweckt. Laut Chemikern der Heriot-Watt University und der ETH Lausanne enthielten Metas Berechnungen Materialien, die entweder nicht existieren oder das Bindungsverhalten von CO₂ massiv überschätzen.

„Was Meta geliefert hat, ist rechnerisch beeindruckend – aber chemisch oft sinnfrei“, kritisierte Berend Smit, Professor für Chemieingenieurwesen an der EPFL. Von den 135 als vielversprechend bezeichneten Substanzen habe keine die prognostizierte CO₂-Affinität gezeigt. Einige Strukturen seien chemisch instabil oder gar irreal.

Meta hatte vergangenes Jahr in Zusammenarbeit mit dem Georgia Institute of Technology ein Datenset veröffentlicht, das auf rund 40 Millionen quantenmechanischen Simulationen basierte. Ziel war es, mittels Machine Learning vielversprechende sogenannte Metal-Organic Frameworks (MOFs) zu identifizieren – Materialien, die selektiv CO₂ aus der Luft filtern könnten.

Die zugrunde liegende Rechenleistung ging weit über das hinaus, was akademische Labore stemmen können. Meta bezeichnete das Projekt als „Durchbruch“, der zur Entwicklung eines KI-Modells geführt habe, das CO₂-affine Materialien in Sekundenbruchteilen vorhersagen könne. Die Erkenntnisse wurden in einer Fachzeitschrift der American Chemical Society publiziert.

Doch Wissenschaftler, die Metas Ergebnisse reproduzieren wollten, entdeckten erhebliche Inkonsistenzen. Eine zentrale Schwachstelle: Die Nutzung eines veralteten chemischen Referenzdatensatzes mit falschen Elementbeschreibungen. Zudem sei das Machine-Learning-Modell für die praktische Materialbewertung ungeeignet, so die Kritiker.

Meta verteidigte sich: Ziel sei nicht gewesen, endgültig neue Materialien zu identifizieren, sondern die Methodik für Hochdurchsatzscreenings zu demonstrieren. Die veröffentlichten Daten seien „als Ausgangspunkt für weitere Forschung gedacht“ gewesen. Man habe ausdrücklich auf mögliche Instabilitäten hingewiesen.

Die Diskussion trifft einen sensiblen Punkt. Während Unternehmen wie Microsoft und Meta Milliarden in Carbon Removal investieren, kämpfen Technologieanbieter mit ökonomischer Realität. So kündigte Climeworks – ein führendes Unternehmen im Bereich Direct Air Capture – zuletzt Stellenabbau an, obwohl es inzwischen über 1 Milliarde Dollar an Eigenkapital eingesammelt hat.

Wissenschaftler wie Susana Garcia von der Heriot-Watt University sehen dennoch einen Nutzen in Metas Initiative: „Indem Meta alles offenlegte, konnten andere Forscher Schwächen identifizieren und bessere Werkzeuge entwickeln.“ Doch die Kritik bleibt: Forschung mit globalem Einfluss benötigt mehr als nur Rechenleistung – sie braucht Validität.

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