Rheinmetall expandiert nach Großbritannien zur Unterstützung von Ukraine im neuen Verteidigungspakt

24.10.2024, 09:11

Rheinmetall baut in Großbritannien eine neue Produktionsstätte für Kanonenrohre im Rahmen eines verstärkten deutsch-britischen Verteidigungspakts.

Eulerpool News 24. Okt. 2024, 09:11

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall wird ab 2027 eine neue Fabrik im Vereinigten Königreich errichten, um dort Kanonenrohre für Artilleriestücke und Hauptkampftanks zu produzieren. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Verteidigungspakts zwischen Berlin und London, der die militärische Zusammenarbeit vertiefen und die Unterstützung für die Ukraine stärken soll. Die Produktion umfasst insbesondere 120mm- und 155mm-Howitzer sowie das britische Challenger 3 Tankmodell.

Mit dieser Investition sichert sich Rheinmetall eine führende Position im Bereich der Verteidigungstechnologien und trägt zur Stärkung der "sovereign capabilities" der britischen Streitkräfte bei. Die Kanonenrohre werden erstmals seit einem Jahrzehnt im Vereinigten Königreich gefertigt und nutzen Stahlkomponenten von Sheffield Forgemasters.

Die Vereinbarung ist ein wesentlicher Schritt zur Intensivierung der deutsch-britischen Verteidigungskooperation, die am Mittwoch von Verteidigungsministern John Healey und Boris Pistorius offiziell besiegelt werden soll. Healey bezeichnete das Abkommen als einen "Meilenstein" für die Sicherheit Europas, während Pistorius betonte, dass die beiden Nationen enger zusammenrücken.

Diese Partnerschaft bildet den ersten Pfeiler eines umfassenderen UK-deutschen Vertrags, der von Premierminister Keir Starmer und Bundeskanzler Olaf Scholz im August zugesagt und Anfang nächsten Jahres unterzeichnet werden soll. Der neue Vertrag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Vereinigte Königreich nach Jahren der Brexit-bedingten Spannungen versucht, seine Beziehungen zu europäischen Verbündeten zu stärken und eine dreiseitige Zusammenarbeit mit Frankreich anzustreben.

Neben der Produktion von Kanonenrohren plant Rheinmetall weitere gemeinsame Projekte mit britischen Unternehmen, darunter die Weiterentwicklung des Challenger 3 Tanks und des Boxer-Schützenpanzers sowie Kooperationen im Bereich Drohnen und der Bewaffnung deutscher Sea King Hubschrauber. Zudem wird an der Errichtung eines Güterbahnhofs und von Lagerflächen auf dem Gelände der Tesla-Fabrik in Grünheide gearbeitet, um die logistische Infrastruktur zu erweitern.

Die deutsche Regierung überarbeitet derzeit ihre eigene Verteidigungs- und Sicherheitspolitik als Reaktion auf die anhaltende russische Aggression, nachdem jahrzehntelange Selbstzufriedenheit und Unterinvestitionen zu einem strategischen Nachteil geführt hatten. Parallel dazu intensivieren viele europäische Länder ihre Zusammenarbeit angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl, bei der ein möglicher Sieg von Donald Trump das Ende der US-Militärhilfe für die Ukraine und die Zukunft der NATO infrage stellen könnte.

Deutschland und das Vereinigte Königreich sind nach den USA die zweit- und drittgrößten Militärhilfeführer für die Ukraine und haben seit 2022 jeweils etwa 15 Milliarden Euro bzw. 14 Milliarden Euro bereitgestellt, laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft. Die beiden Länder gehören auch zu den größten Verteidigungsausgebern Europas.

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