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Top-Vermögensverwalter greifen bei Gilt-Abverkauf zu – Markt setzt auf Verbleib von Finanzministerin Reeves
BlackRock, Schroders und Fidelity nutzten den Kursrutsch britischer Staatsanleihen, um ihre Positionen gezielt auszubauen.

Während britische Staatsanleihen (Gilts) am Mittwoch unter starkem Verkaufsdruck standen, haben mehrere führende Asset Manager ihre Bestände erhöht. BlackRock, Schroders und Fidelity International nutzten die Kursverluste für Zukäufe – im Vertrauen darauf, dass die politische Unsicherheit rund um Finanzministerin Rachel Reeves nur von kurzer Dauer sein werde.
Der Auslöser für die Marktturbulenzen war Premierminister Keir Starmer, der sich zunächst weigerte, Reeves ausdrücklich zu unterstützen. Investoren fürchteten in der Folge eine Lockerung fiskalischer Disziplin und steigende Staatsverschuldung. Die Rendite zehnjähriger Gilts stieg in der Spitze auf 4,68 Prozent, bevor sie sich am Donnerstag nach einer stärkeren Rückendeckung für Reeves auf 4,55 Prozent erholte.
„Wir sind im Gilt-Markt übergewichtet und haben gestern Nachmittag zugekauft“, sagte Simon Blundell, Co-Leiter für europäische Anleihen bei BlackRock. Die Gruppe sieht in britischen Staatsanleihen derzeit mehr Potenzial als in US-Treasuries – ein klarer Kontrast zur Marktreaktion auf das Mini-Budget unter Liz Truss 2022, das einen Abverkauf auslöste und die Bank of England zum Eingreifen zwang.
Blundell betonte, dass Pensionsfonds heute weniger stark gehebelt seien als damals. Damit sei das Risiko eines sich selbst verstärkenden Abverkaufs begrenzt.
Auch bei Schroders reagierte man aktiv: „Wir haben tatsächlich ein paar Gilts gekauft, weil es sehr offensichtlich ist, dass Reeves Rückhalt genießt“, sagte Julien Houdain, Leiter für globale Anleihen mit flexiblem Mandat. Bei Fidelity International sah man im „aggressiven Steilerwerden der Zinsstrukturkurve“ eine Gelegenheit: Fondsmanager Mike Riddell erwarb langlaufende Gilts, weil man nicht an ein politisches Risiko durch den Rauswurf von Reeves glaube.
Zum Höhepunkt der Verkaufswelle kletterte der Renditeaufschlag zehnjähriger Gilts gegenüber US-Staatsanleihen gleicher Laufzeit auf fast 40 Basispunkte – der höchste Stand seit dem globalen Bond-Markt-Ausverkauf im April.
Der Markt blieb nervös, nachdem Starmer parallel zu den Personaldebatten Teile seines Sozialgesetzes zurückzog, um parteiinterne Kritiker zu besänftigen. Damit wächst die Lücke im Haushaltsplan, die nun mit Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen geschlossen werden müsste.
„Der fiskalische Spielraum ist äußerst begrenzt“, warnte Sonja Laud, Chief Investment Officer bei Legal & General Investment Management. „Die Märkte werden sehr genau beobachten, ob der Pfad fiskalischer Tragfähigkeit gefährdet ist.“