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VW trennt sich von Personalchef Kilian – Streit über Tarifpolitik und Beteiligungen führt zum Bruch

Gunnar Kilians Abgang markiert den vorläufigen Höhepunkt interner Machtkämpfe um Personalabbau, Tarifbindung und Konzernbeteiligungen.

Eulerpool News 7. Juli 2025, 19:10

Volkswagen strukturiert seinen Vorstand um: Personalchef Gunnar Kilian scheidet mit sofortiger Wirkung aus. Hintergrund sind tiefgreifende Differenzen über den Kurs des Konzerns – sowohl mit dem Betriebsrat als auch mit Teilen der Unternehmensführung. Offiziell beruft sich VW auf „unterschiedliche Vorstellungen bei der Steuerung von Beteiligungsgesellschaften“.

Die Verantwortung für das Ressort übernimmt vorerst Markenchef Thomas Schäfer, operativ führt Arne Meiswinkel die Geschäfte weiter. Er war bislang Personalvorstand der Marke Volkswagen und rückt nun in die erweiterte Konzernleitung auf. Ein Nachfolger für Kilian wird noch gesucht.

Insbesondere drei Faktoren trugen laut Konzernkreisen zum Bruch bei. Erstens: die Entfremdung von der Arbeitnehmervertretung. Kilian, einst Pressesprecher des früheren Betriebsratschefs Bernd Osterloh, galt lange als Brückenbauer. Doch sein Kurswechsel bei der Tarifpolitik kostete ihn das Vertrauen. VW hatte 2024 mehrere Tarifverträge mit der IG Metall gekündigt – für Betriebsratschefin Daniela Cavallo ein „historischer Tabubruch“.

Zweitens gab es Meinungsverschiedenheiten über mögliche Veräußerungen von Tochtergesellschaften. Kilian soll sich intern vehement gegen bestimmte Verkaufspläne ausgesprochen haben – aus Sicht anderer Vorstände ein Hemmschuh angesichts des steigenden Kapitalbedarfs für Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung.

Drittens hat offenbar auch die persönliche Belastung der vergangenen Jahre eine Rolle gespielt. Kilians Amtszeit war geprägt von Konflikten: die Nachwehen des Dieselskandals, die Auseinandersetzungen mit Ex-Konzernchef Herbert Diess, die Coronakrise sowie der sich zuspitzende Streit um den geplanten Abbau von rund 35.000 Stellen bis 2030. Betriebsbedingte Kündigungen sind zwar ausgeschlossen, dennoch sorgt das Thema intern wie extern für erheblichen Druck.

Mit dem Ausscheiden Kilians endet auch ein Stück VW-internes Machtgefüge. Er galt als einer der letzten Vertrauten aus der Ära Osterloh – ambitioniert, vernetzt, und zwischen Betriebsrat und Vorstand positioniert. Eine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus war angesichts der schwindenden Rückendeckung nicht mehr realistisch.

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