Europas Bankaktien haben sich seit Anfang 2022 zu einem wahren Börsenstar gemausert. Der Stoxx 600 banks index, in dem 47 der größten gelisteten Geldhäuser des Kontinents versammelt sind, erzielte laut Bloomberg auf Total-Return-Basis über 200 Prozent Rendite. Damit übertrifft er sogar die „Magnificent 7“ aus dem US-Tech-Bereich, die sich im gleichen Zeitraum um etwa 190 Prozent steigerten.
Ein genauer Blick auf diese Aufholjagd zeigt aber auch, wie wichtig der Ausgangspunkt ist: Wer den Vergleich ab 2015 ansetzt, kommt bei den Banken kaum von der Stelle, während die Mag 7 um satte 2.700 Prozent kletterten. Dennoch verdeutlicht die jüngste Performance, dass vermeintlich unterbewertete Value-Stocks jederzeit wieder zu Höhenflügen ansetzen können.
Der Kursanstieg folgte einer langjährigen Flaute. Als die Zinsen nach oben schossen, profitierten Banken anfangs stärker als andere Sektoren. Zwar ist das Zinsniveau inzwischen wieder rückläufig, doch wird es wohl nicht auf die Nulllinie zurückfallen. Laut Analysten sinkt das durchschnittliche Return on Common Equity der Branche zwar moderat von 12 Prozent 2024 auf 11,1 Prozent 2026, bleibt damit aber noch immer fast doppelt so hoch wie in großen Teilen des vergangenen Jahrzehnts.
Auch die Frage nach der Bewertung ist komplex: Der Stoxx 600 banks index notiert heute nahe am Buchwert (Price to Book), was über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 0,7 liegt. Betrachtet man jedoch den Zeitrahmen vor 2013, liegt der langfristige Mittelwert eher bei 1,1. Zum Vergleich: Der KBW US banks index weist derzeit fast 1,5 auf, während der globale MSCI ACWI Banks bei 1,2 rangiert.
Besonders entscheidend ist der künftige Cashflow für Aktionäre. Hier glänzen die europäischen Institute mit einer Rendite von rund 10 Prozent, gemessen an Dividenden und Rückkäufen zusammen. Das wirkt stützend auf die Kurse. Angesichts zahlreicher Unsicherheiten, vom Zinsumfeld bis zu regionalen Marktrisiken, dürfte die extreme Dynamik der vergangenen Monate zwar schwer durchzuhalten sein. Dennoch ist offenbar noch Luft nach oben, bevor die Bewertungen allzu „magnificent“ werden.