Chevron erhält grünes Licht für 53-Milliarden-Dollar-Übernahme von Hess nach Schiedsgerichtsentscheid

19.7.2025, 17:03

Chevron darf Hess übernehmen, Exxon verliert Schiedsstreit um Guyana-Anteile vor Internationaler Handelskammer in Paris.

Eulerpool News 19. Juli 2025, 17:03

Chevron darf seine lange verzögerte Übernahme von Hess im Volumen von 53 Milliarden US-Dollar abschließen. Ein Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in Paris wies den Einspruch von Exxon Mobil zurück, das versucht hatte, sich ein Vorkaufsrecht auf Hess’ Schlüsselbeteiligung an den Ölvorkommen vor Guyana zu sichern.

Die Entscheidung beendet einen erbittert geführten Streit zwischen zwei der größten Nachfolgeunternehmen von John D. Rockefellers Standard Oil um eines der derzeit begehrtesten Ölprojekte weltweit. Chevron will den im Oktober 2023 vereinbarten Deal nun zügig abschließen.

Exxon hatte vergangenes Jahr überraschend Anspruch auf ein Vorkaufsrecht für Hess’ 30-Prozent-Anteil am Stabroek-Block vor Guyana erhoben und den Deal damit blockiert. Chevron argumentierte hingegen, dass ein solches Recht nicht für eine Unternehmensübernahme, sondern nur für den direkten Verkauf von Projektanteilen gelte.

Die Branche verfolgte den Streit mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit – ein derart offener Machtkampf unter den Ölriesen erinnert an frühere Auseinandersetzungen wie den Rechtsstreit zwischen Texaco und Pennzoil in den 1980er-Jahren, der Texaco damals in die Insolvenz trieb.

Exxon erklärte nach der Entscheidung, man teile die Auffassung des Schiedsgerichts nicht, respektiere aber den Schlichtungsprozess.

Hess-Aktien legten im vorbörslichen Handel um 8 Prozent zu, Chevron stiegen um 4 Prozent. Exxon blieb weitgehend unverändert.

Der Streit entzündete sich an der Auslegung weniger Zeilen in einem Joint Operating Agreement von 2014, das Hess bei seinem Einstieg ins Guyana-Konsortium von Shell übernommen hatte. Solche Verträge enthalten teils Vorkaufsrechte für Partner im Falle von Eigentümerwechseln.

Exxon hält 45 Prozent an dem Projekt und betreibt derzeit Förderanlagen, die rund 650.000 Barrel pro Tag produzieren. Cnooc aus China, das Exxon in dem Verfahren unterstützte, besitzt 25 Prozent. Bis 2027 soll die tägliche Fördermenge auf 1,2 Millionen Barrel steigen – für das nur 800.000 Einwohner zählende Land Guyana ein enormer wirtschaftlicher Hebel.

Für Chevron war der Schiedsspruch essenziell. Der Konzern aus Houston befindet sich nach einem schwierigen Jahr im Umbau, streicht weltweit rund 8.000 Stellen und sucht nach Wegen, seine Produktionsbasis für die Zeit nach 2030 zu sichern. Ein Scheitern der Übernahme hätte Analysten zufolge den Zukauf eines anderen Großunternehmens erforderlich gemacht.

Für Exxon hingegen bleibt der Verlust ohne größere Folgen. Das Unternehmen verzeichnete nach der Pandemie Rekordgewinne, schüttete 2023 Rekordsummen an Aktionäre aus und plant, sein Geschäft in Guyana auch ohne Beteiligung an Hess’ Anteilsverkauf fortzuführen.

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