Indische Luftfahrtbehörde rügt Spekulationen um Air-India-Absturz

19.7.2025, 13:12

Indiens Luftfahrtbehörde kritisiert Spekulationen über Air-India-Absturz und warnt vor voreiligen Schlüssen zu Pilotenfehlern.

Eulerpool News 19. Juli 2025, 13:12

Nach dem tödlichen Absturz einer Boeing 787-8 der Air India im Juni warnt die indische Luftfahrtbehörde AAIB vor voreiligen Spekulationen über die Ursachen des Unglücks. Insbesondere internationale Medien wurden am Donnerstag kritisiert, weil sie mit „selektiver und nicht verifizierter Berichterstattung“ Unsicherheiten schürten. Die AAIB betonte, dies sei „nicht die Zeit, öffentliche Ängste zu schüren“, während die Ermittlungen andauerten.

Im Mittelpunkt der internationalen Berichte stehen inzwischen Vorwürfe gegen den erfahrenen Kapitän Sumeet Sabharwal. Ein erster Untersuchungsbericht hatte ergeben, dass die Kraftstoffzufuhr zu beiden Triebwerken kurz nach dem Start manuell abgeschaltet wurde – im Abstand von nur einer Sekunde. Der Bericht, veröffentlicht am Wochenende, enthält zudem eine Passage aus dem Cockpit Voice Recorder, wonach ein Pilot den anderen fragte: „Warum hast du den Kraftstoff abgeschaltet?“ Die Antwort lautete: „Ich habe das nicht getan.“

Indische Pilotengewerkschaften warnen indes vor einer Vorverurteilung der Crew. In Indien selbst, wo der Absturz als nationale Tragödie gilt, wird die Möglichkeit menschlichen Fehlverhaltens von vielen Kommentatoren vehement abgelehnt.

Luftfahrtexperten wie Andrew Charlton von Aviation Advocacy sehen jedoch keinen Hinweis auf technische Mängel am Flugzeugtyp. Die Boeing 787 fliege seit 15 Jahren ohne vergleichbare Vorfälle. Charlton hält sowohl ein Versehen als auch ein absichtliches Handeln für denkbar – letzteres würde zwangsläufig Fragen nach den psychischen Belastungen der Crew aufwerfen.

Inzwischen richtet sich der mediale Fokus zunehmend auf den psychischen Gesundheitszustand des verstorbenen Piloten. Sabharwal verfügte über 11.500 Flugstunden, sein Co-Pilot Clive Kunder über rund 3.400 Stunden. Beide hatten reguläre medizinische Untersuchungen durchlaufen, ihre Unterlagen wurden den Ermittlern übergeben. Der Untersuchungsbericht enthielt jedoch keinerlei Hinweise auf gesundheitliche Probleme.

Air India bekräftigte, vollumfänglich mit den Behörden zusammenzuarbeiten. CEO Campbell Wilson erklärte zuletzt, es gebe keine Anzeichen für gesundheitliche Auffälligkeiten bei den Piloten. Der Mutterkonzern Tata Group lehnte eine Stellungnahme ab.

Kollegen beschrieben Sabharwal als zurückhaltend, freundlich und wenig auffällig. Freunde und Weggefährten erinnerten an einen „stillen, bescheidenen“ Mann, der von seinen Kollegen als „Sabby“ oder „Sad Sack“ bezeichnet wurde. Co-Pilot Kunder, der bei seinen Eltern in Mumbai lebte, galt im Unternehmen als „vielversprechender junger Aviator“ mit „stiller Hingabe und Leidenschaft fürs Fliegen“.

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