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Orange, Bouygues und Iliad verhandeln über Aufteilung von SFR – Konsolidierung des französischen Telekommarkts rückt näher

Frankreichs Telekomkonzerne prüfen eine Zerschlagung von SFR, um den Markt von vier auf drei Anbieter zu reduzieren.

Eulerpool News 15. Juli 2025, 15:46

Orange, Bouygues und Iliad verhandeln derzeit über eine mögliche Aufteilung von SFR, dem zweitgrößten französischen Telekommunikationsanbieter. Ziel der Gespräche ist eine Zerschlagung des Unternehmens, die den bislang fragmentierten französischen Markt von vier auf drei große Akteure reduzieren würde. Nach Angaben von Insidern könnte der Deal von Bouygues oder Iliad geführt werden. Die Vermögenswerte von SFR sollen dabei zwischen den drei Rivalen aufgeteilt werden.

Hintergrund der Gespräche ist der Schuldenabbau von Altice, der Muttergesellschaft von SFR. Gründer Patrick Drahi hat sich nach Jahren des schuldengetriebenen Wachstums zur Veräußerung entschlossen. Der Fokus liegt auf einer Aufspaltung von SFR, um sowohl den Preis zu maximieren als auch regulatorische Bedenken auszuräumen. Wettbewerbsrechtliche Hürden gelten als geringer, wenn mehrere Wettbewerber zugreifen, statt ein einzelner den gesamten Anbieter übernimmt.

Altice hat seine Schulden im Februar von 24 auf 15,5 Milliarden Euro reduziert. Damit rückt ein Verkauf von SFR näher. Branchenanalysten schätzen den Wert von SFR aktuell auf rund 21 Milliarden Euro.

Die Finanzinvestoren Blackstone, KKR und Ardian haben laut Insidern bereits mit potenziellen Käufern über Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen. So sollen Blackstone und Bouygues bereits erste Gespräche geführt haben. Eine Einigung über die konkrete Aufteilung der SFR-Vermögenswerte gibt es bislang nicht, die Verhandlungen dauern an. Entscheidend ist, dass sich Orange, Bouygues und Iliad erstmals vom Gedanken verabschieden, jeweils alleiniger Gewinner eines solchen Deals sein zu müssen. „Jetzt herrscht Einigkeit, dass man den Kuchen teilen muss, sonst bekommt ihn keiner“, heißt es aus Verhandlungskreisen.

Die Konsolidierung würde erhebliche Synergien freisetzen und die Profitabilität der verbleibenden Anbieter steigern. Insbesondere Orange, der Marktführer, will seine Position im Rahmen einer möglichen Einigung absichern und zusätzliche Mobilfunkkunden gewinnen. Auch Iliad und Bouygues sind bereit, gezielt Assets zu übernehmen.

Die französische Regierung beobachtet die Gespräche aufmerksam. Als Großaktionär von Orange wird der Staat entscheidenden Einfluss auf die Struktur eines möglichen Deals haben. Wirtschaftsminister Marc Ferracci betonte kürzlich, man werde besonders wachsam sein, sollte ein ausländischer Käufer Interesse an SFR zeigen – mit Verweis auf die strategische Bedeutung der Telekombranche für Frankreich.

Für eine endgültige Genehmigung wäre Brüssel zuständig. Die EU-Kommission stand Fusionen in der Telekombranche bislang skeptisch gegenüber, zuletzt aber wächst der politische Druck, größere europäische Netzbetreiber zu ermöglichen. Der Draghi-Report 2024 forderte explizit eine Lockerung der Fusionskontrolle im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit Europas.

Ob ein Deal gelingt, hängt laut Branchenexperten von drei Faktoren ab: Verkaufsbereitschaft, Preis und regulatorischer Zustimmung. Alle drei Hürden scheinen aktuell überwindbar.

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