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Peking setzt auf industrielle Selbstbehauptung – Neuauflage von „Made in China“ nimmt Form an

China plant Neuauflage seiner Industriepolitik, fokussiert auf Hochtechnologie statt Konsum, trotz westlicher Kritik.

Eulerpool News 27. Mai 2025, 11:01

China arbeitet hinter verschlossenen Türen an einem strategischen Update seines Industrieförderprogramms. Laut mit den Vorgängen vertrauten Personen will die Regierung von Präsident Xi Jinping den Kurs der 2015 eingeführten Initiative „Made in China 2025“ fortschreiben – inhaltlich konsequent, aber womöglich unter neuem Namen, um politische Reibung mit westlichen Partnern zu vermeiden.

Kern der neuen Ausrichtung sind Investitionen in Spitzentechnologien, insbesondere in Fertigungskapazitäten für Halbleiterausrüstung. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber westlichen Rivalen abzusichern und die technologische Abhängigkeit zu reduzieren. Parallel wird im Rahmen des 15. Fünfjahresplans ab 2026 diskutiert, ob der Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt langfristig stabil gehalten werden soll. Ein konkreter Konsumanteil soll hingegen bewusst nicht festgeschrieben werden – mangels geeigneter Instrumente, um die Kaufkraft der Haushalte effektiv zu stimulieren.

Während der Westen auf eine Rebalancierung der chinesischen Wirtschaft drängt, bekräftigt Peking seine industriepolitische Linie. Präsident Xi stellte bei einem Fabrikbesuch in Henan klar: „Wir müssen das verarbeitende Gewerbe weiter stärken, auf Eigenständigkeit setzen und Schlüsseltechnologien beherrschen.“ Die jüngsten Fortschritte chinesischer Firmen im Bereich künstliche Intelligenz, wie etwa DeepSeek, stützen diese strategische Haltung.

Premier Li Qiang hatte zwar im März vor dem Nationalen Volkskongress erklärt, das Ankurbeln des Konsums sei oberstes Ziel, doch konkrete Maßnahmen blieben bisher aus. Der Konsumanteil an Chinas Wirtschaftsleistung stagniert bei rund 40 % – deutlich unter dem Niveau fortgeschrittener Volkswirtschaften.

Gleichzeitig betonen Chinas Planer die zentrale Rolle des produzierenden Gewerbes für nationale Sicherheit und Beschäftigung. Die Reformdebatte um ein stärker konsumgetriebenes Wachstumsmodell verläuft schleppend. US-Tariferhöhungen auf chinesische Waren – zuletzt auf bis zu 145 % – und Exportkontrollen auf Hightech-Komponenten bestärken Peking in seiner Haltung, dass wirtschaftliche Selbstbehauptung oberste Priorität habe.

Dass die Strategie nicht unumstritten ist, zeigt die jüngste Skepsis aus Washington. Während das US-Finanzministerium von „strategischem decoupling“ spricht, sieht man in Peking wenig Anlass zur Kurskorrektur. Die National Development and Reform Commission (NDRC), zuständig für die Wirtschaftsplanung, ließ Bloomberg-Anfragen zu den aktuellen Vorhaben unbeantwortet. Bis zur nächsten Legislativsitzung im März 2026 dürfte sich jedoch entscheiden, wie offensiv China seine industriepolitische Zukunft ausgestaltet.

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