JPMorgan Chase prüft ernsthaft die Entwicklung des seit 2008 gehaltenen Riverside-South-Grundstücks in Canary Wharf. Auslöser sind die hohen Kosten und logistischen Belastungen, die eine umfassende Sanierung des derzeitigen Hauptsitzes am 25 Bank Street mit sich bringen würden. Branchenkenner verweisen auf das Beispiel von Citigroup, deren Refurbishment in Canary Wharf über eine Milliarde Pfund kosten dürfte.
Das Gebäude am 25 Bank Street, einst Sitz von Lehman Brothers, wurde unmittelbar nach der Finanzkrise von JPMorgan übernommen. Mit dem Start des Retailangebots Chase und dem Ausbau der UK-Präsenz ist die Immobilie inzwischen zu klein geworden. JPMorgan beschäftigt in Großbritannien rund 22.000 Mitarbeiter und hat jüngst zusätzlich Flächen übernommen, darunter das ehemalige Credit-Suisse-Gebäude.
Der Riverside-Standort wurde ursprünglich als europäischer Hauptsitz geplant, bevor die Krise 2008 die Pläne stoppte. Heute sind die Fundamente und die Untergeschosse bereits fertiggestellt, wodurch die Bank einen erheblichen Vorsprung bei einem möglichen Bau hätte. Ein Umzug in die City of London, wie ihn HSBC angekündigt hat, gilt dagegen als unwahrscheinlicher, da geeignete Flächen schwer zu finden sind.
Parallel bereitet JPMorgan den Bezug seines neuen, von Foster + Partners entworfenen Headquarters in New York vor, in das in Kürze 10.000 Mitarbeiter einziehen sollen. Für London könnte ein Neubau am Riverside-South-Gelände nicht nur die eigene Flächenproblematik lösen, sondern auch ein wichtiges Signal für Canary Wharf setzen. Nach Jahren fallender Bewertungen steigen die Immobilienpreise dort erstmals wieder, und neue Restaurants, Geschäfte und Apartments beleben das Viertel.
Gleichzeitig bleibt die Konkurrenz dynamisch: Clifford Chance und HSBC ziehen in die City, während Konzerne wie Visa ihre Präsenz in den Docklands ausbauen. Die Entscheidung von JPMorgan, ob Neubau oder Sanierung, wird daher weit über die Bank hinaus Wirkung entfalten.