Santander übernimmt TSB für £2,65 Mrd – strategischer Kurswechsel im britischen Markt

3.7.2025, 15:33

Mit dem Kauf von TSB sichert sich Santander Marktanteile in Großbritannien und kontert BBVAs Angriff auf Sabadell.

Eulerpool News 3. Juli 2025, 15:33

Die spanische Großbank Santander übernimmt den britischen Einzelhandelsbanker TSB für £2,65 Mrd – ein Schritt, der nicht nur die Position des Instituts im Vereinigten Königreich stärkt, sondern auch im Kontext einer zunehmend aggressiven Übernahmeschlacht innerhalb der spanischen Bankenlandschaft steht. Sabadell, der bisherige Eigentümer von TSB, hatte das Institut 2015 für £1,7 Mrd gekauft und nun zum Verkauf gestellt, nachdem ein feindliches Übernahmeangebot des Konkurrenten BBVA über €11 Mrd auf dem Tisch lag.

Santander setzte sich in einem kompetitiven Bieterverfahren gegen den britischen Rivalen Barclays durch, der ebenfalls ein formelles Angebot abgegeben hatte. Laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen reagierte Sabadell auf „unverlangtes Interesse“ an TSB – eine Abwehrmaßnahme gegen die Übernahmepläne von BBVA, die inzwischen zu einer der kontroversesten Übernahmeschlachten Spaniens avanciert sind.

Die Transaktion trifft auf eine Phase strategischer Neuausrichtung bei Santander. Noch vor wenigen Monaten hatte die Bank selbst Verkaufsangebote für ihre britische Retail-Sparte geprüft, darunter auch von NatWest und Barclays. Diese wurden jedoch abgelehnt – vor allem wegen Differenzen bei der Bewertung. Das jetzige Vorgehen signalisiert eine Kehrtwende: Statt Rückzug nun Expansion. Der Schritt erfolgt auch vor dem Hintergrund interner Unzufriedenheit mit der vergleichsweise schwachen Rentabilität der britischen Tochter.

Mit dem TSB-Zukauf stärkt Santander nicht nur ihre Marktpräsenz, sondern gewinnt Zugang zu einem stabilen Portfolio aus Hypothekenkrediten und Spareinlagen. TSB verwaltet Vermögenswerte in Höhe von £46,1 Mrd und betreut rund fünf Millionen Kunden. Im vergangenen Jahr erzielte die Bank bei Einnahmen von £1,14 Mrd einen Vorsteuergewinn von £285 Mio.

Für Santander ist die Transaktion nicht zuletzt ein Mittel, um die Rentabilität des UK-Geschäfts zu steigern. Der Return on Tangible Equity (RoTE) lag dort zuletzt bei 11 Prozent. Die Konzernführung unter Ana Botín strebt nun eine Steigerung auf 16 Prozent bis 2028 an.

Während BBVA seine Übernahmepläne für Sabadell weiterverfolgt, hat die spanische Regierung bereits signalisiert, einen Zusammenschluss rechtlich mindestens drei Jahre blockieren zu wollen. Sabadells Vorstand unterliegt während des laufenden Übernahmeprozesses einer Passivitätspflicht. Die Transaktion mit Santander muss daher von den Aktionären auf einer außerordentlichen Hauptversammlung genehmigt werden.

Sabadells Verwaltungsratsvorsitzender Josep Oliu bezeichnete die Vereinbarung als wertschaffend für die Bank und kündigte die Ausschüttung einer Sonderdividende an. Für Santander markiert der Deal nach dem Teilverkauf seines polnischen Geschäfts an die Erste Group im Frühjahr einen weiteren großen strategischen Schritt zur Kapitalallokation innerhalb Europas.

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