Bei der Präsentation der Quartalszahlen überraschte Timotheus Höttges mit einem ungewöhnlichen Lob für die Wirtschaftspolitik der US-Regierung unter Donald Trump. „Das ist eine Reindustrialisierung der USA, die jetzt stattfindet“, sagte der Telekom-Vorstandsvorsitzende. Der Fokus auf Energie, der Ausbau von Rechenzentren und die Rückverlagerung von Fertigung in die USA seien strategisch sinnvoll. „Ich wäre stolz, wenn Europa oder Deutschland auch einen solchen Plan hätten“, so Höttges.
Mit seiner offenen Unterstützung für Trumps Politik gehört Höttges zu den wenigen deutschen Spitzenmanagern, die Teile der US-Wirtschaftsstrategie verteidigen. Bereits Anfang März sorgte er mit der Forderung nach einem Bürokratieabbau nach Vorbild der US-„Doge“-Behörde für Aufsehen – einer temporären Agentur, die US-Staatsausgaben rigoros senkt. Diese Äußerung rief breite Kritik hervor und führte intern zu Verstimmungen, auch im Aufsichtsrat und bei der Bundesregierung.
Hinter Höttges’ provokanten Statements steckt mehr als nur rhetorischer Wagemut. Die US-Tochter T-Mobile ist heute der wichtigste Wachstumstreiber im Konzern und macht rund zwei Drittel des Umsatzes aus – zugleich steigt die Abhängigkeit vom US-Markt. Die erfolgreiche Fusion mit Sprint, genehmigt unter Trumps Präsidentschaft, stärkte diese Position. Höttges betont: „Wer etwas Gutes für Amerika liefert, wird von dieser Regierung respektiert.“
Der Telekom-Chef, der 2009 als Finanzvorstand einstieg und seit 2014 an der Konzernspitze steht, hat den Wandel des einst schwächelnden Staatsmonopols zum globalen Telekommunikationskonzern maßgeblich mitgestaltet. Während die deutsche Marktführerschaft weiter Bestand hat, setzen die USA auf T-Mobile als Schrittmacher für Expansion und Innovation.
Intern gilt Höttges als jemand, der bewusst provoziert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Tim hält sich nicht an Manuskripte und sucht das Rampenlicht“, sagt ein Vertrauter. Trotz Kritik bleibt Höttges bei seiner Linie: Die Nähe zur US-Regierung soll strategische Vorteile sichern. Angesprochen auf mögliche Zukäufe in den USA, erklärte er: „Das Portfolio habe ich sehr im Auge. Hier bereite ich die richtigen Deals vor.“
Sein klares Kalkül: Höttges will den Kurs für eine Reindustrialisierung der westlichen Welt nicht nur einfordern, sondern selbst davon profitieren – besonders auf dem wichtigsten Wachstumsmarkt seines Konzerns.