Die Tennessee Valley Authority (TVA) wird als erstes US-Energieversorgungsunternehmen Strom aus einem Reaktor der sogenannten Generation IV beziehen. Gemeinsam mit Google und dem Reaktorentwickler Kairos Power unterzeichnete die größte öffentliche US-Stromgesellschaft ein Abkommen, das bis zu 50 Megawatt für das Netz in Tennessee bereitstellen soll.
Der Hermes-2-Reaktor von Kairos, der mit geschmolzenem Fluoridsalz gekühlt wird, ist das bislang einzige fortgeschrittene Design, das von der US-Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission im November 2024 eine Baugenehmigung erhalten hat. Kommerzieller Betrieb ist frühestens 2030 geplant, mit weiteren Anlagen bis 2035. Das US-Energieministerium unterstützt das Projekt mit rund 300 Mio. Dollar im Rahmen des Advanced Reactor Demonstration Program.
Für Google ist die Vereinbarung ein wichtiger Baustein, um den steigenden Energiebedarf seiner Rechenzentren in Alabama und Tennessee abzusichern. Zwar wird der Strom nicht direkt an die Server geliefert, doch erhält das Unternehmen entsprechende Zertifikate für eingespeisten emissionsfreien Strom. Amanda Peterson Corio, Googles globale Leiterin für Rechenzentrumsenergie, betonte, die Kooperation helfe, den Bedarf der digitalen Wirtschaft zu decken und gleichzeitig das Netz mit „firm carbon-free energy“ zu stabilisieren.
Technologieunternehmen zählen zu den Treibern der Renaissance der Kernkraft. Amazon, Meta und Microsoft haben ebenfalls Vereinbarungen mit Nuklearfirmen geschlossen. Zuletzt bestellte der Rechenzentrumsbetreiber Equinix 20 Reaktoren beim Start-up Radiant Nuclear und sicherte sich eine Liefervereinbarung über 500 Megawatt mit Oklo.
Die Befürworter kleiner modularer Reaktoren (SMR) verweisen darauf, dass diese Einheiten unter 300 Megawatt leisten, in Serie produziert und transportfähig installiert werden können. Damit sollen sie schneller und günstiger zur Verfügung stehen als Großkraftwerke – von denen in den USA in den vergangenen 20 Jahren lediglich drei neue ans Netz gegangen sind.
Kairos-Chef Mike Laufer erklärte, die Zusammenarbeit mit TVA und Google sei ein „wichtiger Schritt, um fortgeschrittene Nukleartechnologie kommerziell wettbewerbsfähig zu machen“. Für TVA ist es zugleich ein Signal: Das Unternehmen setzt als erster US-Versorger auf die nächste Generation der Kernkraft, um die wachsende Nachfrage nach KI-getriebenem Stromverbrauch zu bedienen.