Technology
Panasonic ringt um Strategie: Milliardenkonzern droht im Schatten der Konkurrenz zu verblassen
Panasonic kämpft mit Strategiefragen, schwächelnden Großprojekten und Altlasten, während Investoren auf radikale Neuaufstellung oder schleichenden Niedergang blicken.

Panasonic erwirtschaftet jährlich rund 57 Mrd. Dollar Umsatz, doch der Marktwert stagniert seit einem Jahrzehnt bei 3,75 Billionen Yen (25 Mrd. Dollar). Während Rivalen wie Sony, Hitachi und NEC ihren Börsenwert in den vergangenen zehn Jahren versechsfachten, kämpft der 107 Jahre alte Konzern mit unklarer Strategie, schleppender Restrukturierung und schwindender Marktstellung.
Im Mai kündigte Panasonic an, 10.000 Stellen zu streichen und sein Portfolio zu straffen. Analysten fordern jedoch eine Wachstumsstory, die über Kostensenkungen hinausgeht. „Panasonic mag an einem Wendepunkt stehen, wenn es gelingt, eine einzigartige Wachstumsstrategie zu formulieren“, urteilt Ryo Harada von Goldman Sachs.
Innerhalb des Konglomerats schlummern wertvolle Technologien: 70 Prozent der weltweiten In-Flight-Entertainment-Systeme stammen von Panasonic, die Batteriefabriken gelten als effizient, und selbst im Bereich Gesichtserkennung gibt es Anwendungen in der Medizintechnik. Doch Investoren und potenzielle Käufer sehen ein Unternehmen, das seine Stärken nicht konsistent kommuniziert.
Private-Equity-Gruppen wie Apollo und Blackstone haben bereits Teile des Konzerns im Visier. 2024 wurde der Blackstone-Japan-Chef Ryusuke Shigetomi in den Aufsichtsrat geholt – ein Signal, dass Verkäufe oder sogar eine Aufspaltung geprüft werden könnten.
Die großen Wetten der vergangenen Jahre sind ins Wanken geraten. Das Batterie-Joint-Venture mit Tesla verliert an Bedeutung, da Elon Musk eigene Zellen entwickelt und chinesische Rivalen wie CATL und BYD Druck machen. Die 7,1 Mrd. Dollar teure Übernahme des Softwareanbieters Blue Yonder 2021 blieb hinter den Erwartungen zurück, eine geplante Börsennotierung stockt.
Die Abhängigkeit von US-Steuergutschriften im Rahmen des Inflation Reduction Act ist hoch: Panasonic erhielt 121 Mrd. Yen, rund ein Drittel des Nettogewinns, die Zuschüsse laufen jedoch bis 2032 aus.
Konzernchef Yuki Kusumi setzt auf künstliche Intelligenz, die bis 2035 fast ein Drittel der Umsätze generieren soll. Derzeit liegt der Anteil bei geschätzten 2,5 Prozent. CTO Tatsuo Ogawa spricht von einer Plattformstrategie, die Hardware und Software für Fabrikautomatisierung und Rechenzentren verbindet. Doch der Wandel fällt schwer – das alte „Wasserhahn“-Prinzip des Gründers, Produkte massenhaft verfügbar zu machen, wirkt nach.
„Das ist eine Frage von Leben und Tod“, warnt Berater Francis McInerney. Die eigentliche Transformation beginne erst, wenn Panasonic definiere, in welchen Hightech-Sparten es wirklich führend sei.