Europäische Solarmodulproduktion vor dem Aus: Chinesische Konkurrenz dominiert den Markt

Eulerpool Research Systems 18. Juni 2024

Takeaways NEW

  • Europäische Solarmodulhersteller kämpfen gegen Preisdruck und Überkapazitäten aus China.
  • Der „Net Zero Industry Act“ der EU könnte die heimische Solarmodulproduktion fördern.
Die Zukunft der Solarmodulproduktion in Europa steht auf dem Spiel, obwohl die Solarenergiebranche insgesamt boomt. Fachleute und Industrievertreter fordern von der EU konkrete Pläne und bessere Rahmenbedingungen, um die heimische Produktion wiederzubeleben. Der deutsche Solarmodulhersteller Solarwatt schließt diesen Sommer seine Fertigung, da ein wirtschaftlicher Betrieb angesichts niedriger Preise und Überkapazitäten aus China derzeit nicht möglich ist. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) prognostiziert für Deutschland ein erhebliches Wachstum der installierten Photovoltaik-Leistung. Nach Angaben von Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig hat sich die Nachfrage bei privaten Immobilienbesitzern in den letzten fünf Jahren verzehnfacht. Firmen nutzen zunehmend ihre Dachflächen für Solaranlagen, doch dies führt zu einem Preisdruck auf Hersteller. Neben Solarwatt hat auch der Schweizer Anbieter Meyer Burger angekündigt, seine deutsche Produktionsstätte zu schließen. Ursachen hierfür sind der Verdrängungswettbewerb mit chinesischen Herstellern, die mittlerweile rund 94 Prozent der PV-Module weltweit produzieren. Eva Poglitsch von der Unternehmensberatung Strategy& beschreibt die europäische Produktionskapazität als gering im Vergleich zu Asien. Die Produktionskapazitäten in China stiegen im vergangenen Jahr um 69 Prozent auf insgesamt 499 Gigawatt, wie der chinesische Solarindustrieverband CPIA berichtet. Fast die Hälfte dieser Kapazität wurde innerhalb Chinas installiert. Erheblicher Preisdruck, ausgelöst durch die eingeschränkte Importmöglichkeit in die USA, führt zu einem Preisverfall auf dem Weltmarkt. Matthias Taft, CEO von Baywa r.e., sieht für die Solarmodulpreise in naher Zukunft keinen Anstieg und rechnet mit weiterhin niedrigen Gewinnspannen für die Hersteller. Der weltweit größte Polysiliziumproduzent Tongwei plant, seine Produktionskapazität von 450.000 auf 850.000 Tonnen zu erhöhen. Dies verdeutlicht die Dominanz chinesischer Unternehmen in der Lieferkette der Solarindustrie. Auch Solarwatt lässt ab diesem Sommer in Asien fertigen, will aber Forschung und Entwicklung in Dresden belassen und die deutsche Produktion reaktivieren, sobald sich die Marktbedingungen verbessern. Der „Net Zero Industry Act“ der EU, der gewährleisten soll, dass wichtige Industrien für den Klimaschutz in Europa verbleiben, wird als Chance gesehen. Eva Poglitsch hebt hervor, dass Europas Abhängigkeit von asiatischen Solarmodulen gravierender ist als die Abhängigkeit von russischem Gas vor dem Wechsel zu LNG-Gas. Der Act könnte durch Anreize und Regulierungen europäischen Herstellern helfen, sich wieder auf dem Markt zu etablieren. Für Hersteller wie Solarwatt bleibt jedoch entscheidend, dass ein konkreter Plan für den europäischen Markt entwickelt wird. erst dann wären Hersteller bereit, wieder in den Standort Europa zu investieren. Aktuelle Umfragen bestätigen eine hohe Investitionsbereitschaft in Photovoltaik und Batteriespeicher bei Unternehmen und privaten Immobilienbesitzern, wie Carsten Körnig vom BSW betont.

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