Trumps unerwarteter Abgang: G7-Gipfel in Aufruhr

Das internationale Parkett der G7 war Schauplatz eines beeindruckenden Schachzugs: US-Präsident Donald Trump verließ den Gipfel in Kanada plötzlich und hinterließ nicht nur offene Fragen, sondern auch politische Irritationen. Inmitten der malerischen Rocky Mountains entfloh Trump der wohl prominentesten Runde westlicher Demokratien mit einem Streitgespräch in den sozialen Medien – sein Ziel scheinbar nicht klar definiert. Während sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron hoffte, der US-Präsident würde eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran anstreben, wies Trump dies zurück und kündigte „etwas viel Größeres“ an, ohne weiter ins Detail zu gehen. Die Mission von Trump bleibt ebenso unklar wie die Umstände seines abrupten Aufbruchs. Als begleitende Erklärung sagte seine Sprecherin Karoline Leavitt, dass wichtige Angelegenheiten in Washington den Präsidenten forderten. Die Spannung in Kanada indes wuchs weiter, als er einen möglichen militärischen Eingriff oder diplomatische Bestrebungen im Nahen Osten unkommentiert ließ. Der zweite Gipfeltag verdeutlichte die fragile Lage: Kein signifikanter Fortschritt im zähen Zollstreit mit der EU, auch die Sanktionen gegen Russland blieben ohne neue Impulse. Gleichwohl: Ein Lichtblick in Form einer gemeinsamen Erklärung zu den Unruhen zwischen Iran und Israel – der Iran wurde als „Hauptquelle der Instabilität“ benannt, Israels Selbstverteidigungsrecht untermauert. Macron, unfazed und in freundschaftlicher Art, lobte Trumps Bestrebungen um Frieden. Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Trump reagierte mit beißender Ironie auf der Kommunikationsplattform Truth Social und lehrte seinen Amtskollegen eines Besseren: Keine Ahnung habe Macron, warum er nach Washington zurückkehre, aber bestimmt nicht für eine Waffenruhe. Die Frage bleibt: Welche strategische Karte spielt Trump? Ist es ein bemühter Schachzug im geopolitischen Spiel, oder überschattet sein Abgang schlicht die G7 als Gruppe? Merz hoffte auf Einheit, doch der Gipfel entglitt ohne die Visionen der sieben mächtigen Akteure. Am Rande, im Abseits, blieb wenigstens das „Juwel“ der G7 – eine Erklärung, klare Kante gegen den atomaren Iran zu zeigen. Dennoch: Während Kanada Erinnerungen an das Jahr 2018 wachrief, als Trump bereits eine Gipfelerklärung via Social-Media einriss, bleibt die Rückfahrt nach Washington ein Mysterium. Die G7, reduziert auf eine G6 durch Trumps Fehlen, könnte durchaus an einem Scheideweg stehen.