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Warnsignal aus Washington: Märkte unterschätzen die Rückkehr der Inflation
Die trügerische Ruhe an den Finanzmärkten könnte bald enden – immer mehr Daten deuten darauf hin, dass die Inflation in den USA erneut anzieht und Anleger die Gefahr bislang massiv unterschätzen.

An den Finanzmärkten herrscht trügerische Ruhe – doch immer mehr Ökonomen warnen: Die US-Inflation könnte schon bald wieder stärker anziehen und sich weiter vom Zielwert der Notenbank entfernen. Frühindikatoren zeigen, dass die Teuerung längst nicht besiegt ist – und ein schwacher US-Dollar könnte das Problem noch verschärfen.
Frühindikatoren schlagen Alarm – Inflation kehrt zurück
Selbst wenn sich die Veröffentlichung neuer Preisdaten wegen eines möglichen Shutdowns verzögert, wächst die Sorge unter Marktbeobachtern. Laut Daten des Bureau of Labor Statistics (BLS) verteuerten sich zuletzt 60 % der Waren im Warenkorb des Verbraucherpreisindex (CPI) um mehr als drei Prozent – ein Muster, das an den Beginn der großen Inflationswelle 2021 erinnert. Damals stieg dieser Anteil auf über 75 %, bevor die Inflation im Sommer 2022 auf mehr als neun Prozent kletterte.
„Es beginnt, nach 2021 auszusehen“, warnt Thorsten Slok, Chefökonom von Apollo. Auch andere Marktstrategen sprechen bereits von einer möglichen „zweiten Inflationswelle“, die die derzeitige Börsenrally abrupt beenden könnte.
Schwacher Dollar und neue Zölle verschärfen die Lage
Zu den Treibern zählt nicht nur eine expansive Fiskalpolitik oder höhere Einfuhrzölle – auch die Abwertung des US-Dollar spielt eine zentrale Rolle. Seit Jahresbeginn hat die US-Währung rund 10 % an Wert verloren. Laut Berechnungen der Fed führt eine solche Abwertung zu einem Inflationsanstieg um etwa 0,3 Prozentpunkte, weil Importe teurer werden.
Gleichzeitig verschärfen neue Zollpakete den Druck: Künftig sollen unter anderem importierte Medikamente mit Zöllen von bis zu 100 % und Konsumgüter mit 25 bis 50 % belegt werden. Die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise dürften sich zwar verzögert zeigen, dann aber langfristig spürbar werden.
Fed könnte Erwartungen dämpfen
Angesichts dieser Entwicklungen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank bei ihrer Sitzung Ende Oktober versucht, die Märkte auf ein realistisches Szenario einzustimmen – und überzogene Hoffnungen auf schnelle und tiefe Zinssenkungen bremst. Denn klar ist: Die Inflation ist noch nicht besiegt. Und wer sie unterschätzt, könnte an den Märkten bald ein böses Erwachen erleben.