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Basel-IV-Schock: Deutsche Bank droht massiver Kapitalbedarf durch neue Risikoregeln

Basel IV zwingt Deutsche Bank zu radikaler Neubewertung – RWAs könnten um 117 Mrd. € steigen, CET1-Quote stark fallen.

Eulerpool News 3. Juli 2025, 09:11

Die Deutsche Bank rechnet mit einem deutlichen Anstieg ihrer risikogewichteten Aktiva (Risk-Weighted Assets, RWA) um rund ein Drittel bis 2033. Das geht aus dem aktuellen „Pillar 3“-Bericht hervor, der erstmals die vollen Auswirkungen der kommenden Basel-IV-Regeln aufzeigt. Die neuen Vorschriften schränken die Nutzung interner Risikomodelle drastisch ein – eine Praxis, auf die die Deutsche bislang stark gesetzt hatte.

Konkret könnten sich die RWAs von derzeit rund 353 Mrd. € auf bis zu 470 Mrd. € erhöhen. Damit würde die hart erarbeitete Kernkapitalquote (CET1) der Bank von aktuell 13,8 % auf nur noch 10,4 % fallen – ein Wert, der nicht nur unter dem aktuellen Zielkorridor von 13,5–14 % liegt, sondern auch unter der regulatorisch geforderten Mindestgrenze von 11,3 %.

Besonders betroffen wäre das Firmenkreditbuch: Die dortigen RWAs würden sich nahezu verdoppeln – von 101 Mrd. € auf 179 Mrd. €. Auch das Hypothekengeschäft wäre betroffen, mit einem Anstieg von 32 Mrd. € auf 51 Mrd. €. Zum Vergleich: Bei Wettbewerbern wie BNP Paribas oder UBS beruhen bereits mehr als 50 % der RWAs auf Standardmodellen – bei der Deutschen Bank sind es derzeit lediglich 33 %.

Zwar hatte CFO James von Moltke bereits 2023 mit einem „Tag-1-Effekt“ von rund 30 Mrd. € gerechnet. Doch die neuen Berechnungen legen ein Worst-Case-Szenario von 63 Mrd. € nahe. Die Bank betont, dass diese Zahlen keine Gegenmaßnahmen wie regulatorische Anpassungen oder interne Effizienzmaßnahmen berücksichtigen. Laut eigener Aussage habe man „in den vergangenen Jahren wiederholt bewiesen, regulatorische Belastungen abfedern zu können“.

Trotzdem reagierten Investoren nervös: Die Aktie der Deutschen Bank verlor nach Veröffentlichung des Berichts zuletzt rund sechs Prozent. Analysten von Citi halten die Reaktion für übertrieben und verweisen auf die lange Übergangsfrist sowie mögliche Änderungen an den finalen Regeln.

Während Institute wie Commerzbank – deren RWAs laut eigenem Bericht bis 2030 sogar sinken könnten – von Basel IV eher profitieren dürften, gehört die Deutsche Bank laut Einschätzung von Autonomous und Morgan Stanley zu den größten Verlierern der neuen Regulierungswelle. Weitere betroffene Häuser sind unter anderem SEB, Danske Bank und UBS.

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