Daimler Truck prüft Rückzug aus China – US-Zölle und Nachfrageschwäche belasten

22.7.2025, 18:27

Daimler Truck denkt über Produktionsrückzug aus China nach – US-Zölle und Marktschwäche verschärfen die Lage.

Eulerpool News 22. Juli 2025, 18:27

Daimler Truck schließt einen Ausstieg aus der Produktion in China nicht mehr aus. Vorstandschefin Karin Rådström verwies im Gespräch mit der Financial Times auf die anhaltend schwierige Marktlage: „Wir schauen uns grundsätzlich alles an.“ Die Kombination aus US-Strafzöllen, einem Einbruch der Nachfrage in Europa und einem tiefgreifenden Strukturwandel im chinesischen Nutzfahrzeugmarkt verschärft die Lage für den weltweit größten Lkw-Hersteller.

Der Absatz von Diesel-Fahrzeugen in China ist massiv eingebrochen. Nachdem die Gaspreise im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gefallen waren, wechselten viele Flottenbetreiber von Diesel- auf LNG-Antriebe. Der Markt für schwere Lkw schrumpfte laut offiziellen Zahlen von rund einer Million Einheiten im Jahr 2021 auf nur noch 430.000 im vergangenen Jahr – davon waren nur noch 250.000 Fahrzeuge mit Dieselmotoren ausgestattet. Daimler Truck musste 2023 bereits eine Abschreibung von 120 Mio. Euro auf sein China-Joint-Venture verbuchen.

Das Unternehmen hatte erst 2022 mit der lokalen Fertigung des Mercedes-Benz Actros in China begonnen. Nun rechnen Analysten mit einem möglichen Rückzug. „Unsere Basiserwartung ist ein schrittweiser Rückzug mit anschließender Bedienung des Markts über Exporte“, sagte Harry Martin von Bernstein.

Rådström betonte, dass der Konzern in China in irgendeiner Form präsent bleiben wolle – etwa zur Sicherung von Forschung, Entwicklung und Materialbeschaffung. Eine Produktionspräsenz vor Ort sei aber nicht zwingend notwendig.

Das schwache China-Geschäft fällt in eine Phase weitreichender Umstrukturierungen bei Daimler Truck. Erst vergangene Woche kündigte der Konzern an, bis 2030 rund 5.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Auch in Nordamerika musste der Hersteller im zweiten Quartal einen Absatzrückgang von 20 Prozent hinnehmen. Viele Logistikunternehmen verschieben Investitionen, da die künftigen Auswirkungen der US-Zölle unklar sind.

Aktuell profitiert Daimler Truck von einem Regelwerk, das die zollfreie Einfuhr aus Mexiko erlaubt, sofern das Unternehmen die Anforderungen des USMCA-Abkommens erfüllt. Doch eine laufende Untersuchung der Trump-Administration zur nationalen Sicherheit im Bereich Nutzfahrzeuge könnte dieses Privileg infrage stellen.

Rådström, die seit Oktober 2023 im Amt ist, sprach von einer besonders herausfordernden Marktphase: „Es gibt mehr Unsicherheitsfaktoren, es ist ein bisschen verrückt. Es gab kaum eine Phase, die man als normal bezeichnen könnte.“

Parallel versucht Daimler Truck, sein Verteidigungsgeschäft auszubauen, das bislang nur rund ein Prozent des Umsatzes ausmacht. Ziel ist eine Verdopplung der Erlöse bis 2030. Zudem wurde kürzlich das Japan-Geschäft mit Toyota im Bereich schwerer Nutzfahrzeuge zusammengelegt, um der Konkurrenz aus China besser standzuhalten.

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