Konzernchef Werner Lanthaler zeigte sich am Freitag optimistisch: Der Wirkstoffforscher EVOTEC werde aus der aktuellen Situation "sogar noch stärker" hervorgehen.
2019 lag der Umsatz noch bei etwa 820-840 Millionen Euro, die Konzernführung prognostiziert nun eine Einbuße auf 750-790 Millionen Euro. Ein Rückgang, den sie auf den Hackerangriff vom April 2021 zurückführen. Der Cyberangriff verzögerte die Veröffentlichung des bilanzierten Geschäftsberichts für 2022 und hatte somit enorme Folgen für den Konzern: 25 Millionen Euro kostete es, die Auswirkungen zu bewältigen.
Um weitere Belastungen abzufangen, wurde ein millionenschweres Sparprogramm gestartet, um die allgemeinen Marktbedingungen auszugleichen. Ein Teil der Einsparungen sollen dauerhaft und auch über das Jahr 2023 hinaus angelegt sein, Stellenabbau ist dabei lediglich in der Verwaltung und im Vertrieb nicht ausgeschlossen. Investitionen sollen gezielter vorgegangen werden, hierbei soll der Aufbau der neuen Produktionsanlage für biologisch hergestellte Wirkstoffe der US-Tochter EVOTEC Just Biologics mit noch mehr Tempo vorangetrieben werden.
Der Optimismus des Managements scheint durchaus gerechtfertigt: EVOTEC hatte das Jahr nach den aktuellen Angaben mit "signifikantem Fortschritt" begonnen dank mehrerer erst im Jahr 2021 abgeschlossene Partnerschaften mit Bristol Myers Squibb und der Novartis-Tochter Sandoz. Im ersten Quartal lieferte EVOTEC "exzellente Ergebnisse". Lange hat der Konzern auch nicht unter den Auswirkungen des Angriffs gelitten, denn durch das millionenschwere Sparprogramm und die sofortigen Maßnahmen waren schon Ende April 90 Prozent aller Systeme wieder funktionsfähig. Allerdings hinkte der Konzern bei der Produktivität noch hinterher, sodass das Finanzergebnis des ersten Halbjahres "erheblich belastet" wurde.
Dennoch findet sich EVOTEC immer noch auf dem Weg zu den Mittelfristzielen bis 2025, vor allem durch sein florierendes Geschäft mit den großen Pharmakonzernen. Während die Wirkstoffentwicklung zuletzt unter dem Hype im Zuge der Pandemie litt, bleiben die langfristigen Wachstumstrends "sehr gesund" und das Auftragsbuch "stark". EVOTEC hofft somit, den Umsatzeinbruch, dank Meilensteinzahlungen im 3. und 4. Quartal, wieder aufholen zu können - das was infolge des Hackerangriffs verloren ging, soll zurückgeholt werden.
Am 29. August möchte das Konzernmanagement die Halbjahreszahlen, inklusive eines Umsatzes von über 370 Millionen Euro, veröffentlichen.