Politik als Reputationsrisiko: Französische Tesla-Kunden verklagen Autobauer wegen Elon Musks Auftritten

12.6.2025, 09:12

Französische Tesla-Kunden wollen Leasingverträge kündigen, da Musks Politik die Marke ihrer Ansicht nach beschädigt.

Eulerpool News 12. Juni 2025, 09:12

Tesla sieht sich in Frankreich mit einer ungewöhnlichen Klage konfrontiert: Rund zehn Kunden des US-Autobauers wollen ihre Leasingverträge auflösen lassen – mit Verweis auf das Verhalten von CEO Elon Musk. Seine politischen Äußerungen und öffentlichen Auftritte hätten die Marke in den Augen der Kläger so stark beschädigt, dass sie ihre Fahrzeuge nicht mehr „genießen“ könnten.

Kern der juristischen Argumentation ist das französische Zivilrecht, das Leasinggeber verpflichtet, ihren Kunden den „friedlichen Gebrauch“ des Vertragsgegenstands zu gewährleisten. Genau dieser sei nicht mehr gegeben, argumentieren die Kläger, vertreten durch die Pariser Kanzlei GKA. Es gehe nicht nur um Imageverlust, sondern um konkrete Vandalismus-Vorfälle. In einem Fall wurde ein Tesla mit einem Hakenkreuz verunstaltet, in einem anderen soll eine Person auf das Auto defäkiert haben. Zudem klagen die Kunden über steigende Versicherungsprämien und sinkende Wiederverkaufswerte.

Die Klage, derzeit in der Vorprüfung durch das Handelsgericht in Paris, könnte weiteren Kunden den Weg ebnen. Ziel ist die vorzeitige Auflösung der typischerweise vierjährigen Leasingverträge. Viele der betroffenen Kunden hatten sich ursprünglich aus ökologischer Überzeugung für Tesla entschieden, sehen sich nun aber mit einem durch Musks Äußerungen „ideologisch verbrannten“ Produkt konfrontiert.

Zentraler Vorwurf: Musk habe die Marke mit seiner „rechtsradikalen Rhetorik“ diskreditiert. Als Belege führen die Anwälte unter anderem eine Geste Musks an, die der Nazi-Gruß ähneln soll, sowie schwerwiegende politische Anschuldigungen gegen den britischen Premierminister Keir Starmer. Die Grenze zwischen Unternehmer und Aktivist sei bei Musk verwischt, und dies habe unmittelbare geschäftliche Konsequenzen.

Tatsächlich spiegeln sich die Imageschäden bereits in den Verkaufszahlen wider: Laut Daten des französischen Automobilverbands Plateforme Automobile sanken die Tesla-Neuzulassungen in Frankreich im Mai gegenüber dem Vorjahr um 67 Prozent – auf den niedrigsten Stand seit Juli 2022.

Tesla selbst äußerte sich auf Anfrage nicht zu der Klage. Doch der Fall zeigt: In einer zunehmend politisierten Wirtschaftswelt können auch persönliche Positionierungen von CEOs zur geschäftlichen Hypothek werden – insbesondere, wenn die Marke stark mit der Person verknüpft ist.

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