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Panzer-Zulieferer Renk nimmt Abstand vom IPO

Wenige Stunden vor Handelsbeginn verschiebt der Renk-Eigentümer den Börsengang auf unbestimmte Zeit

Eulerpool News 5. Okt. 2023, 17:00

Panzergetriebe-Hersteller Renk verschob seinen geplanten Börsengang auf unbestimmte Zeit. Die Emission sollte am Donnerstag an der Frankfurter Börse stattfinden, wurde jedoch am späten Mittwochabend überraschend abgesagt. Der Grund für die unerwartete Entscheidung liegt in der Entwicklung einer anderen Aktie.

Die Verzögerung des Börsenganges ist ein Rückschlag für den Augsburger Panzergetriebe-Hersteller und seinen Eigentümer, den Finanzinvestor Triton.

Die Begleitenden Investmentbanken hatten am Mittwoch einen voraussichtlichen Ausgabepreis von 15 Euro pro Aktie genannt, womit die Emission „vielfach überzeichnet“ gewesen wäre. Dies deutet auf eine geringe Nachfrage nach den Renk-Papieren hin.

Zudem ist der avisierte Preis von 1,5 Milliarden Euro, zu dem das ehemals zu MAN gehörende Unternehmen bewertet werden sollte, ein Abschlag im Vergleich zu anderen Rüstungszulieferern. Die Entscheidung, den Börsengang zu verschieben, wurde hauptsächlich von der Entwicklung des Vergleichsunternehmens Hensoldt beeinflusst. Die Aktie des Rüstungszulieferers hatte seit der Ankündigung des Renk-Börsengangs um 18 Prozent an Wert verloren.

Zudem ist das makroökonomische Umfeld von Unsicherheit geprägt, was vermutlich auf die Ankündigung der Fed zurückzuführen ist, die Zinsen längerfristig hochzuhalten. Ein Banker erklärte, dass der Zeitpunkt des Börsengangs für Renk ungünstig gewesen sei, da unsichere Märkte Investoren vorsichtiger machen und große Orders schwer zu verkaufen sind.

Aus diesem Grund hat Renk beschlossen, den Deal abzusagen. Diese Entscheidung ist auch ein Indikator für die gestiegene Volatilität am Markt. Der Volatility Index VIX, der derzeit bei 19 steht, ist im Vergleich zu dem Stand von 13 Mitte September angestiegen. Dennoch gilt laut Investmentbankern ein Wert unter20 als normal für einen erfolgreichen Börsengang.

Die Entscheidung, den Börsengang abzusagen, bedeutet für Triton einen Verlust von405 Millionen Euro, da der Finanzinvestor Renk ursprünglich für knapp 700 Millionen Euro vom Autobauer Volkswagen gekauft hatte. Durch die Übernahme des Bereichs Combat Propulsion Systems vom US-Konzern L3Harris unter der Ägide von Triton konnte Renk erfolgreich den Sprung auf den amerikanischen Markt schaffen.

Renk ist spezialisiert auf die Herstellung von Großgetrieben für Panzer und Schiffe, was angesichts der Aufrüstung derzeit zu einer Sonderkonjunktur führt. Das Unternehmen hat eine geplante Umsatzsteigerung von 850 Millionen Euro im Jahr 2022 auf eine Milliarde Euro im Blick. Mit der Absage des Börsengangs wird Renk vorerst nicht der vierte Börsenneuling in Deutschland in diesem Jahr sein.

Es bleibt abzuwarten, wie andere potenzielle Börsenkandidaten auf die Entscheidung von Renk reagieren werden. DKV Mobility, ein Mobilitätsdienstleister aus Ratingen, der für seine Tankkarten bekannt ist, wollte laut Finanzkreisen die Ergebnisse von Schott Pharma und den Börsengang von Renk beobachten, bevor er sich selbst entscheidet, an die Börse zu gehen.

Ein Bänker, der an dem Deal beteiligt war, erklärte, dass jeder Börsengang individuell betrachtet werden muss und dass die Absage von Renk nicht unbedingt ein schlechtes Omen für DKV sein muss.

In diesem Jahr haben Investoren selten mit Börsengängen Gewinne erzielt. Die Thyssen-Krupp-Wasserstofftochter Nucera hat seit ihrem Börsengang im Juli elf Prozent an Wert verloren, während der Cloud- und Webhosting-Anbieter Ionos fast ein Viertel unter dem Ausgabepreis notiert.

Die Aktien von Schott Pharma, die erst vor einer Woche erstmals gehandelt wurden, notieren mit 30 Euro elf Prozent über dem Ausgabepreis von 27 Euro. Die Aktien des britischen Chipdesigners Arm sind immerhin noch fünf Prozent über dem Ausgabepreis, jedoch notieren die Aktien des US-Lieferdienstes Instacart neun Prozent im Minus.

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