UniCredit hat bei der italienischen Marktaufsicht Consob offiziell beantragt, die Frist für seine Übernahmeofferte von Banco BPM auszusetzen. Das berichtet die italienische Zeitung Il Corriere della Sera. Hintergrund ist, dass die von der Regierung in Rom auferlegten Bedingungen als neues Element im Prozess gelten und eine Verlängerung von bis zu 30 Tagen rechtfertigen könnten.
Die Mailänder Großbank hatte ihre unaufgeforderte Übernahmeofferte für Banco BPM bereits Ende November gestartet, mit dem Ziel, ihre Position im heimischen Bankensektor zu stärken. Doch im April legte die Regierung eine Reihe strenger Auflagen fest, die UniCredit erfüllen muss, damit das Angebot überhaupt genehmigt wird.
Zu den Auflagen gehört unter anderem ein vollständiger Rückzug aus Russland innerhalb von neun Monaten, die Verpflichtung, ein Mindestmaß an Krediten im Verhältnis zu Kundeneinlagen aufrechtzuerhalten, sowie ein Investitionsverbot bei der kürzlich übernommenen Vermögensverwaltungsgesellschaft Anima Holding. Diese Restriktionen haben den ursprünglich attraktiven Deal merklich abgeschwächt.
In der vergangenen Woche nahm UniCredit Gespräche mit Regierungsvertretern auf, um Unklarheiten bezüglich der Auflagen zu beseitigen. Vorstandschef Andrea Orcel wägt derzeit ab, ob das Unternehmen trotz der erschwerten Rahmenbedingungen an dem Übernahmevorhaben festhalten soll.
Der geplante Endtermin der Angebotsfrist liegt auf den 23. Juni – bis dahin soll eine Entscheidung fallen. Die beantragte Aussetzung der Frist würde UniCredit zusätzlichen Spielraum verschaffen, um eine Einigung mit der Regierung zu erzielen und die Übernahmebedingungen zu prüfen.
Das Tauziehen zwischen UniCredit und Rom zeigt exemplarisch die Herausforderungen bei strategischen Akquisitionen in einem politisch sensiblen Umfeld, in dem wirtschaftliche Interessen auf nationale Sicherheit und politische Vorgaben treffen.