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ESG-Kurswechsel bringt US-Vermögensverwalter in europäische Bredouille
Europäische Pensionsfonds bestrafen ESG-Rückzug großer US-Verwalter – Amundi profitiert mit Milliarden an neuen Mandaten.

Amundi gewinnt milliardenschwere Mandate, während US-Vermögensverwalter wegen ESG-Rückzug Aufträge verlieren.
Der Rückzug führender US-Asset-Manager aus Klima-Allianzen und ihre wachsende Zurückhaltung bei ESG-Resolutionen trifft sie zunehmend dort, wo es schmerzt: bei europäischen Pensionsfonds. Jüngste Entscheidungen großer institutioneller Investoren belegen, dass Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl externer Vermögensverwalter wieder stärker ins Gewicht fallen – mit Konsequenzen für transatlantische Geschäftsbeziehungen.
Jüngstes Beispiel: Die britische People’s Pension hat nach einer ESG-Prüfung ein Mandat über 28 Mrd. £ (36 Mrd. $) von State Street abgezogen und davon 20 Mrd. £ an den französischen Vermögensverwalter Amundi übertragen – mit dem klaren Auftrag, den Fokus auf „Nachhaltigkeit, aktives Engagement und langfristige Wertschöpfung“ zu legen. Amundi zählt zu den wenigen großen Häusern, die auch in den vergangenen Jahren konsequent grüne Aktionärsanträge unterstützt haben.
Der Wechsel ist keine Einzelentscheidung. Die dänische AkademikerPension kündigte ein 20 Jahre altes Mandat mit State Street über 470 Mio. $, nachdem der Verwalter in einer ESG-Bewertung die schlechteste Note erhalten hatte. Auch das niederländische Fondsunternehmen PME überdenkt derzeit ein 5 Mrd. € schweres Mandat mit BlackRock – aus Sorge, dass der US-Riese sich zunehmend von Nachhaltigkeitsprinzipien entfernt.
Die aktuelle Entwicklung ist das Ergebnis einer tiefen strukturellen Kluft zwischen Asset Ownern – typischerweise Pensionskassen und Versicherungen – und Asset Managern, wie eine neue Studie der UN-gestützten Organisation Principles for Responsible Investment (PRI) zeigt. Während 58 % der Asset Owner Klimaszenarien zur Risikoanalyse nutzen, tun dies nur 29 % der Asset Manager. Auch in der Bereitschaft, ESG-Bedenken öffentlich zu machen, liegen die Institutionstypen deutlich auseinander.
Der politische Druck in den USA spielt eine entscheidende Rolle. Republikanische Bundesstaaten haben Milliarden aus Fonds abgezogen, denen sie „woke“ oder klimapolitisch motivierte Investmentstrategien unterstellen. BlackRock etwa verlor 8,5 Mrd. $ an das texanische Bildungsministerium – ein Betrag, der angesichts der jüngsten Mandatsverluste in Europa zunehmend verblasst. Der People’s-Pension-Wechsel allein ist mehr als viermal so groß.
Der Rückzug aus ESG-Engagements mag kurzfristig politische Reputationsrisiken in konservativen US-Bundesstaaten reduzieren. Doch langfristig gefährdet er lukrative Mandate aus Europa – und potenziell auch aus progressiven US-Bundesstaaten wie Kalifornien oder New York, deren Pensionskassen weiterhin an klimapolitischen Standards festhalten.
In der Branche wird dieser Trend bereits als „überfällige Marktbereinigung“ interpretiert. Asset Owner richten ihre Investments gezielter auf Verwalter aus, deren ESG-Verständnis mit den eigenen Vorstellungen kompatibel ist. Während US-Schwergewichte auf Sicht fahren, sichern sich europäische Anbieter wie Amundi entscheidende Marktanteile.