Italiens führender Versicherungskonzern Generali steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Am 24. April stellt sich CEO Philippe Donnet zur Wiederwahl – und erneut droht ein erbitterter Machtkampf unter den Großaktionären. Bereits 2022 scheiterte ein Umsturzversuch durch Francesco Caltagirone und die Del-Vecchio-Holding Delfin nur knapp. Auch diesmal bringt Caltagirone eine eigene Liste mit Verwaltungsratskandidaten ins Rennen – mit prominenter Besetzung: darunter Enel-Chef Flavio Cattaneo und Acea-Vorstand Fabrizio Palermo.
Mediobanca, größter Anteilseigner von Generali, steht weiter fest an Donnets Seite. Die Investmentbank, die über mehr als 13 % der Generali-Anteile verfügt, unterstützt sowohl CEO Donnet als auch Chairman Andrea Sironi mit einer eigenen Kandidatenliste. Doch hinter der Personalie steht eine größere strategische Frage: die Neuordnung der italienischen Finanzlandschaft.
Im Zentrum steht ein Joint Venture zwischen Generali und der französischen BPCE-Gruppe im Asset Management. Der von Donnet eingefädelte Zusammenschluss könnte Europas zweitgrößten Vermögensverwalter hervorbringen – ein Projekt, das in Rom kritisch gesehen wird. Die Regierung unter Premierministerin Giorgia Meloni favorisiert stattdessen eine nationale Lösung – inklusive Stärkung der ehemaligen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS).
MPS hat ein Übernahmeangebot für Mediobanca lanciert – und will damit selbst zur Systembank aufsteigen.Unterstützt wird dieser Vorstoß ebenfalls von Caltagirone und Delfin, die gemeinsam fast 18 % an MPS und über 27 % an Mediobanca halten. Ihr Ziel: Der Aufbau eines dritten nationalen Finanzriesen neben Unicredit und Intesa Sanpaolo – mit Generali als strategischem Eckpfeiler.
Doch der Widerstand ist organisiert. Mediobanca-CEO Alberto Nagel lehnt das MPS-Angebot als feindlich ab. Rückendeckung erhält er vom einflussreichen Stimmrechtsberater ISS, der MPS-Aktionären rät, die geplante Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme zu blockieren. Kritikpunkte sind mangelnde Transparenz, fehlende Preisangaben und der Verzicht auf Due Diligence – ein riskanter Deal mit wenig Spielraum für Fehler.
Die Generali-Hauptversammlung wird damit zur Bühne eines viel größeren Konflikts. Es geht nicht nur um Posten oder Strategien, sondern um die Frage, wer künftig die Macht in Italiens Finanzsystem ausübt: ein international orientiertes Modell mit Donnet – oder ein national geprägter Kurs im Sinne der aktuellen Regierung. Das Ergebnis am 24. April dürfte Signalwirkung weit über Triest hinaus entfalten.