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Adnoc-Konsortium legt 19-Milliarden-Dollar-Angebot für australischen Gaskonzern Santos vor
Adnoc zielt mit einem 19-Milliarden-Dollar-Angebot auf Santos – strategisch, aber politisch sensibel im Rohstoffland Australien.

Mitten in geopolitischen Spannungen um den Nahen Osten sorgt ein milliardenschweres Übernahmeangebot aus Abu Dhabi für Aufsehen im globalen Energiemarkt. Die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) führt ein Konsortium an, das dem australischen Gasproduzenten Santos ein Übernahmeangebot in Höhe von 18,7 Mrd. US-Dollar unterbreitet hat – ein Aufschlag von 28 Prozent auf den letzten Börsenkurs.
Das Angebot von 5,76 Dollar pro Aktie kommt über XRG, Adnocs neu gegründete Investmenttochter für globale Energieanlagen. Ebenfalls beteiligt sind die Abu Dhabi Developmental Holding Company sowie die US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle. Der Deal – inklusive Schulden mit einem Gesamtvolumen von 22 Mrd. Dollar – wäre die größte Übernahme eines australischen Unternehmens in der Geschichte, gemessen an Dealogic-Daten.
Santos bestätigte am Montag den Eingang des indikativen Barangebots. Der Vorstand habe zwei frühere, niedrigere Offerten desselben Konsortiums bereits im März abgelehnt. Die aktuelle Offerte wolle man nun „wohlwollend prüfen“, sofern die Vertragsbedingungen stimmen. Die Aktie von Santos legte nach Bekanntwerden im australischen Frühhandel um 11 Prozent zu.
Der Übernahmeversuch fällt in eine Phase erhöhter Nervosität auf den Energiemärkten, ausgelöst durch die Eskalation zwischen Israel und Iran. Analysten sehen gerade jetzt einen günstigen Zeitpunkt für einen Einstieg bei Santos: Das Unternehmen steht kurz vor dem Abschluss mehrerer Großprojekte und dem Übergang in eine Phase steigender Free Cashflows. Vor allem die strategische Bedeutung von Flüssiggas (LNG) und CO₂-Speicherung rückt den Konzern zunehmend in den Fokus internationaler Investoren.
XRG hat laut Adnoc-CEO Sultan Al Jaber ein Zielvolumen von über 80 Mrd. Dollar und strebt eine Verdopplung seiner Anlagenwerte binnen zehn Jahren an. Die Beteiligung von Bernard Looney, dem ehemaligen BP-Chef, am XRG-Board unterstreicht die Ambitionen des Vehikels. Für Adnoc passt Santos perfekt: Neben großen Gasfeldern wie Moomba entwickelt das Unternehmen auch Infrastruktur für Carbon Capture and Storage (CCS).
Politisch könnte der Deal dennoch Hürden nehmen müssen. Zwar unterzeichneten Australien und die Vereinigten Arabischen Emirate im vergangenen Jahr ein Freihandelsabkommen, doch Australiens Foreign Investment Review Board muss die Transaktion prüfen. Finanzminister Jim Chalmers betonte am Montag, es handle sich um eine „große Entscheidung“, wollte einem möglichen Ergebnis aber nicht vorgreifen.