Pharma
60-Millionen-Dollar-Rückkehr: UnitedHealth holt Alt-CEO zurück – Aktionäre zeigen sich zunehmend unruhig
Mitten in der Krise holt UnitedHealth Stephen Hemsley zurück – samt großzügigem Paket und wachsender Kritik.

Mit einem Aktienpaket im Wert von 60 Millionen Dollar startet Stephen Hemsley sein Comeback als CEO von UnitedHealth – ohne Performance-Kriterien, aber mit sofortigem Effekt. Der Verwaltungsrat verteidigt die Vergütung als angemessen, obwohl der Kurs des US-Versicherungsriesen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren notiert. Aktionärsberater wie Institutional Shareholder Services (ISS) sowie Großinvestoren wie Norges Bank Investment Management stimmten gegen das Vergütungspaket.
Hemsley, der das Unternehmen bereits von 2006 bis 2017 geführt hatte, kehrt nach dem Rücktritt von Andrew Witty und dem gewaltsamen Tod von Spitzenmanager Brian Thompson überraschend zurück. Die Umstände des Führungswechsels werfen Fragen auf – Thompson galt intern als designierter Nachfolger an der Spitze.
Parallel zum Führungswechsel zog das Unternehmen seine Gewinnprognose für das laufende Jahr zurück. Neue Prognosen für 2024 und 2026 sollen erst Ende Juli veröffentlicht werden. Hemsley räumte am Montag ein, dass „offensichtlich einiges schiefgelaufen ist“. Der Markt reagierte bisher skeptisch: Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 40 Prozent eingebrochen – UnitedHealth ist damit das Schlusslicht im Dow Jones Industrial Index.
Neben Führungs- und Vertrauensproblemen kämpft der Konzern mit mehreren juristischen Baustellen. Eine geplante 3,3-Milliarden-Dollar-Übernahme eines Wettbewerbers im Bereich häusliche Pflege wird derzeit vom US-Justizministerium überprüft. Zudem steht eine mögliche Untersuchung zur Abrechnungspraxis im Medicare-Geschäft im Raum – Angaben, zu denen sich das Unternehmen nicht weiter äußern wollte.
UnitedHealth betreut weltweit über 50 Millionen Versicherte, allein rund eine Million außerhalb der USA. Analysten wie Whit Mayo von Leerink sehen die Wachstumsstrategie des Konzerns stark vom Zukauf neuer Unternehmen abhängig. Angesichts zunehmender regulatorischer Hürden stellt sich nun die Frage, ob diese Strategie noch tragfähig ist.
Auch fundamental steht das Unternehmen unter Druck: Nachholbedarfe im Gesundheitswesen infolge der Corona-Pandemie lassen die Behandlungskosten steigen. Analystin Paige Meyer von CFRA spricht von einer „extrem belastenden Kostenlage“, die in den kommenden Monaten anhalten dürfte – eine kritische Phase, in der Führungsstärke und Investorenvertrauen entscheidend sind.