Deutschland im Modeparadox: Wenig Ausgaben trotz gestiegener Preise

Eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens NIQ beleuchtet die verhaltenen Modeausgaben der Deutschen im europäischen Vergleich. Die Verbraucher in Deutschland gaben im Jahr 2024 durchschnittlich 547 Euro pro Kopf für Bekleidung und Schuhe aus. Damit rangiert Deutschland weit unter dem europäischen Durchschnitt von 772 Euro. Als Modemuffel tituliert, charakterisiert Filip Vojtech, Einzelhandelsexperte bei NIQ, die Deutschen als wenig modebewusst. Besonders auffällig sei der geringe Wert, den sie auf ihr äußeres Erscheinungsbild und eine adäquate Arbeitskleidung legen. Innerhalb der 25 untersuchten Länder belegt Luxemburg mit 1.777 Euro pro Kopf den Spitzenplatz, gefolgt von der Schweiz und Norwegen. Deutschland befindet sich auf dem 18. Platz, lediglich vor Finnland liegt die Bundesrepublik, wenn es um den Anteil der Einzelhandelsausgaben für Mode geht. In Spanien hingegen ist der Modeanteil mit 14,8 Prozent am höchsten. In Metropolen wie Mailand investieren die Bewohner rund 30 Prozent mehr in Mode als der italienische Durchschnitt. Innerhalb Deutschlands zeigen München und Hamburg die höchsten Modeausgaben, während Berlin unter dem nationalen Durchschnittslevel bleibt. Eine Umfrage von Idealo zeigt zudem, dass steigende Preise die Konsumfreudigkeit weiter bremsen. Fast die Hälfte der Online-Käufer verzichtet auf Mode und Accessoires und spart auch in anderen Bereichen wie Lebensmittel und Kosmetik. Der deutsche Modehandel spürt die Auswirkungen dieser Kaufzurückhaltung deutlich. Die Branche muss sich durch sinkende Umsätze, gestiegene Kosten und intensive Konkurrenz, vor allem aus Asien, behaupten. Besonders hart trifft es den stationären Handel: Große Namen wie Galeria, Esprit und Sinn meldeten bereits Insolvenz an.