Walgreens Boots und die mögliche Übernahme: Ein neuer Bieterwettbewerb?

Die US-amerikanische Walgreens Boots Alliance könnte schon bald in einen neuen Bieterwettbewerb um das britische Einzelhandelsunternehmen Boots verwickelt sein. Berichten zufolge befindet sich der Konzern in Gesprächen mit der großen amerikanischen Private-Equity-Firma Sycamore Partners über einen potenziellen Verkauf, der Boots mit bis zu 10 Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Pfund) bewerten könnte. Die Verhandlungen finden vor dem Hintergrund eines dramatischen Kursverfalls der Walgreens-Aktien statt, deren Wert von einem Höchststand von mehr als 100 Milliarden Dollar im Jahr 2015 auf nur noch 7,5 Milliarden Dollar gesunken ist. Die Nachricht über die Verkaufsgespräche, die zuerst vom Wall Street Journal gemeldet wurde, führte zu einem Kursanstieg der Walgreens-Aktie um über 20 Prozent im späten Handel am Dienstag. Sycamore Partners, die Eigentümer der US-Bürobedarfskette Staples und der Restaurantkette Playa Bowls sind, hatte zuvor Anteile an Einzelhändlern wie Kurt Geiger und Ted Baker. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass Sycamore die Walgreens Boots Alliance als Ganzes übernehmen wird, da sie sich zuletzt vermehrt auf kleinere Transaktionen konzentriert haben. Der italienische Milliardär Stefano Pessina, der derzeit Vorsitzender von Walgreens ist und einen bedeutenden Anteil hält, könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen und möglicherweise Boots Mehrheitseigentümer werden. Pessina, der schon seit Jahrzehnten maßgeblich an bedeutenden Geschäften des Konzerns beteiligt ist, könnte mit einer strategischen Neuorientierung den Fokus von Walgreens auf den amerikanischen Markt verstärken. Für Boots, das als Teil von Walgreens rund 1.900 Filialen weltweit betreibt, könnte dies einen neuen strategischen Kurs bedeuten. Die Pläne, die britische Apothekenkette abzuspalten oder an die Börse zu bringen, wurden bislang aufgrund von Marktunsicherheiten immer wieder auf Eis gelegt. Mit dem Rücktritt von Seb James als Geschäftsführer von Boots kürzlich und seiner neuen Rolle bei der europäischen Augenklinik-Kette Veonet könnte nun frischer Wind in die Managementebene des Traditionsunternehmens kommen.