Der Goldpreis ist erneut gefallen und gab im frühen Handel in London 1,4 % auf 3.296,63 US-Dollar je Unze nach. Hintergrund ist ein stärkerer US-Dollar, der den Goldpreis für Käufer in anderen Währungen verteuert, sowie steigende Anleiherenditen, die das zinslose Edelmetall weniger attraktiv machen. Zugleich sorgen Zeichen einer möglichen Anpassung der japanischen Staatsanleihe für Unterstützung bei globalen Bondmärkten und der US-Währung.
Gold gehört traditionell zu den bevorzugten sicheren Häfen in Zeiten globaler Unsicherheit. Doch Investoren zeigen sich derzeit weniger risikoscheu, da die Europäische Union angekündigt hat, die Handelsgespräche mit den USA zu beschleunigen, um einen transatlantischen Handelskrieg abzuwenden. Diese Aussicht dämpft die Nachfrage nach Gold als Absicherung.
Die Nachfrage spiegelt sich auch in den Gold-ETFs wider, die seit Mitte April fünf Wochen in Folge Mittelabflüsse verzeichnen – nach einem Höchststand ihrer Bestände seit über einem Jahr. Trotz des jüngsten Rücksetzers notiert Gold in diesem Jahr mehr als 25 % über dem Vorjahresniveau, auch wenn der Preis aktuell rund 200 US-Dollar unter dem Rekordhoch vom letzten Monat liegt.
Der Markt bleibt jedoch wachsam: Neben der anhaltenden Unsicherheit wegen des steigenden US-Haushaltsdefizits und der komplexen geopolitischen Lage in Nahost und der Ukraine richten sich die Augen auf die bevorstehenden US-Inflationsdaten. Insbesondere der am Freitag erwartete Personal Consumption Expenditures (PCE) Index ohne Nahrungsmittel und Energie wird als wichtiger Indikator für die Geldpolitik der Federal Reserve gesehen.
Auch andere Edelmetalle zeigen sich schwächer: Platin setzte seine Verluste fort, nachdem es vergangene Woche ein Zweijahreshoch erreichte. Silber und Palladium gaben ebenfalls nach, während der Bloomberg Dollar Spot Index um 0,3 % zulegte.
Die Kombination aus stärkerem Dollar, besseren Handelsbeziehungen und höheren Anleiherenditen sorgt dafür, dass der Goldpreis trotz der ungebrochenen globalen Risiken momentan unter Druck bleibt – ein Spiegelbild der komplexen Gemengelage am Finanzmarkt.