UnitedHealth unter Druck: Strafrechtliche Ermittlungen, CEO-Wechsel und massiver Kurseinbruch

UnitedHealth gerät wegen mutmaßlichem Medicare-Betrug, CEO-Rücktritt und Aktienabsturz zunehmend ins Visier von Ermittlern.

Eulerpool News 16. Mai 2025, 13:08

Die Aktie von UnitedHealth hat innerhalb eines Monats fast 50 Prozent verloren – belastet durch schwache Finanzkennzahlen, den plötzlichen CEO-Wechsel und nun auch eine strafrechtliche Untersuchung des US-Justizministeriums. Im Zentrum der Ermittlungen steht das Medicare Advantage-Geschäft des Unternehmens, das bereits mehrfach wegen zweifelhafter Abrechnungsmethoden unter Beobachtung stand.

Laut mit der Sache vertrauten Personen untersucht die auf Gesundheitsbetrug spezialisierte Abteilung des DOJ seit mindestens Sommer letzten Jahres mögliche kriminelle Verstöße. Auch wenn die genaue Stoßrichtung der Ermittlungen offenbleibt, liegt der Fokus auf potenziell missbräuchlicher Kodierung von Diagnosen, mit denen sich höhere Zahlungen aus dem Medicare-System generieren lassen. Derartige Praktiken könnten laut früherer Berichte Steuerzahler Milliarden kosten.

UnitedHealth erklärte, es sei bislang nicht offiziell vom DOJ über ein Verfahren informiert worden. Man stehe „zur Integrität des Medicare Advantage-Programms“. Ein Sprecher des Justizministeriums lehnte eine Stellungnahme ab. Interne E-Mails, die im Rahmen einer Investorenklage offengelegt wurden, deuten jedoch auf laufende Untersuchungen zu Optum, der Healthcare-Dienstleistungssparte von UnitedHealth, hin.

Die Ermittlungen treffen das Unternehmen in einer Phase erhöhter Unsicherheit. Erst in dieser Woche wurde CEO Andrew Witty überraschend durch den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Stephen Hemsley ersetzt. Gleichzeitig sieht sich das Unternehmen einer Vielzahl behördlicher Verfahren gegenüber – darunter ein Kartellverfahren und eine zivilrechtliche Untersuchung wegen Medicare-Abrechnungen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Cyberangriff auf eine IT-Tochter von UnitedHealth die Zahlungsabwicklung für Tausende US-Gesundheitsdienstleister über Monate gestört. Hinzu kam der gewaltsame Tod eines hochrangigen Executives im Versicherungsgeschäft. Der Vertrauensverlust bei Investoren wächst.

Medicare Advantage ist ein Milliardenmarkt, in dem private Versicherer staatliche Leistungen für Senioren verwalten. Im Gegensatz zur traditionellen Medicare-Abrechnung erhalten Versicherer hier Zuschläge für besonders kranke Patienten – ein Mechanismus, der Fehlanreize schafft. Laut Justizministerium rückt daher nun verstärkt auch das Verhalten der Versicherer selbst ins Zentrum strafrechtlicher Aufmerksamkeit.

Ein früherer Whistleblower hatte bereits 2011 auf mutmaßliche Falschabrechnungen hingewiesen. Die Regierung schloss sich 2017 der Klage an. Dennoch scheiterte der DOJ zuletzt daran, den Vorwurf vor Gericht durchzusetzen: Ein Sonderermittler empfahl im März die Einstellung des Verfahrens – mangels Beweisen. Eine endgültige richterliche Entscheidung steht noch aus.

UnitedHealth hält dagegen, man habe stets regelkonform gehandelt. Die jüngsten Enthüllungen, so ein Sprecher, änderten nichts an der früheren Position. Doch der politische Druck wächst: Im März wurde bei einer Senatsanhörung sogar der neue Chef der Medicare-Behörde zu Vorwürfen gegen Versicherer wie UnitedHealth befragt. Washington stellt inzwischen die Systemfrage.

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