Roche erwägt Direktvertrieb in den USA – Einsparpotenzial von 50 Prozent bei Medikamentenpreisen

Roche will Zwischenhändler umgehen und direkt liefern, um Preisreformen in den USA zuvorzukommen und Marktanteile zu sichern.

25.7.2025, 08:00
Eulerpool News 25. Juli 2025, 08:00

Roche-CEO Thomas Schinecker hat in Gesprächen mit der US-Regierung vorgeschlagen, Arzneimittel künftig direkt an Patienten zu verkaufen – ohne die bislang dominierenden Pharmacy Benefit Manager (PBMs). Diese zwischengeschalteten Akteure kassieren laut Schinecker „die Hälfte der gesamten Wertschöpfung“, ohne selbst Innovationsrisiken zu tragen.

„Wenn die USA die Medikamentenpreise um 50 Prozent senken wollen, ist das einfach: Wir liefern direkt“, so der Roche-Chef. Die Diskussionen mit Washington stehen im Kontext drohender regulatorischer Eingriffe, allen voran Donald Trumps Vorschlag einer „Most Favoured Nation“-Preisbindung. Diese würde die US-Preise an die niedrigsten internationalen Vergleichswerte koppeln – eine massive Belastung für Hersteller, da Medikamente in den USA im Schnitt 2,3-mal teurer sind als in anderen OECD-Ländern.

Roche ist finanziell solide unterwegs: Im ersten Halbjahr erzielte der Schweizer Pharmakonzern einen Umsatz von 30,9 Mrd. CHF (39 Mrd. USD), ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei konstanten Wechselkursen. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 11,1 CHF über den Analystenerwartungen (10,5 CHF). Der Ausblick für das Gesamtjahr 2025 bleibt unverändert: mittleres einstelliges Umsatzwachstum, beim Gewinn ein Plus im hohen einstelligen Bereich.

Zudem sieht sich Roche gut gerüstet für potenzielle Handelshemmnisse. Das Unternehmen hat frühzeitig Fertigungskapazitäten in den USA ausgebaut und Lagerbestände verlagert, um auf etwaige Zölle vorbereitet zu sein. Trump hatte jüngst angedeutet, auch Pharmaimporte mit Zöllen von bis zu 200 Prozent belegen zu wollen – bislang blieb die Branche davon verschont.

Bereits im April hatte Roche angekündigt, rund 50 Mrd. USD in Produktion und F&E in den Vereinigten Staaten zu investieren. Schinecker betont: „Wir hoffen, dass die US-Regierung erkennt, dass wir – wie viele andere – konkret in die medizinische Versorgung vor Ort investieren.“

Professional-grade financial intelligence

20M+ securities. Real-time data. Institutional insights.

Trusted by professionals at Goldman Sachs, BlackRock, and JPMorgan

Favoriten unserer Leser