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Chime strebt Milliarden-Börsengang an – trotz Halbierung der Bewertung und regulatorischem Risiko
Chime halbiert seine Bewertung vor dem Börsengang, doch regulatorische Risiken bleiben ein zentrales Investorenproblem.

Die US-Neobank Chime Financial bereitet sich auf einen Börsengang vor, bei dem das Unternehmen mit bis zu 11,2 Milliarden Dollar bewertet würde – weniger als die Hälfte der 25 Milliarden Dollar, die es bei der letzten privaten Finanzierungsrunde 2021 erzielte. Die Aktien sollen laut Prospekt zu einem Preis zwischen 24 und 26 Dollar platziert werden. Damit setzt Chime ein deutliches Signal: Der Druck, sich den Realitäten des öffentlichen Markts zu beugen, wächst.
Trotz eines jährlichen Umsatzes von 1,7 Milliarden Dollar und 8,6 Millionen monatlich aktiven Nutzern bleibt Chime bislang defizitär. Im Vergleich zu börsennotierten Konkurrenten wie PayPal und Block wirkt das Bewertungsniveau ambitioniert – beide Unternehmen werden derzeit mit etwa dem Zweifachen ihres Umsatzes bewertet, Chime strebt das Siebenfache an.
Die Geschäftsgrundlage des Fintechs bleibt ungewöhnlich. Als sogenannte Neobank bietet Chime Bankdienstleistungen über Drittbanken wie Bancorp Bank und Stride Bank an. Statt auf Zinserträge setzt das Unternehmen auf sogenannte Interchange Fees – Gebühren, die bei Kartenzahlungen anfallen. 76 Prozent des Umsatzes stammten 2023 aus dieser Quelle. Der regulatorische Kniff: Die beiden Partnerbanken liegen unter der kritischen Bilanzsumme von zehn Milliarden US-Dollar, wodurch die gesetzliche Obergrenze für diese Gebühren gemäß dem Durbin Amendment nicht greift.
Doch das Modell birgt Risiken. Sollten die Partnerbanken die Schwelle überschreiten oder der Gesetzgeber das Schlupfloch schließen, wäre die Haupteinnahmequelle bedroht. Zwar konnte Chime die Umsätze in anderen Bereichen – etwa durch die Gehaltsvorauszahlungsfunktion „MyPay“ und Gebühren für Bankautomaten – im Vorjahr um 54 Prozent steigern. Dennoch: Die Vertriebskosten verschlangen 33 Prozent des Umsatzes, die operativen Gesamtkosten lagen bei 91 Prozent.
Analysten sehen die IPO-Bedingungen aktuell als etwas günstiger als noch vor zwei Monaten. Doch Investoren zeigen sich selektiv. Chimes Bewertung zeigt: In einem Umfeld aus höheren Zinsen, regulatorischer Unsicherheit und angespannten Kapitalmärkten sind einstige Unicorn-Fantasien kaum mehr durchzusetzen.