Huawei-Gründer relativiert Chip-Fortschritt – und kritisiert US-Übertreibung im Handelskonflikt

11.6.2025, 19:02

Huawei kontert US-Vorwürfe mit Bescheidenheit, forciert aber gezielt eigene KI-Cluster als Nvidia-Alternative für China.

Eulerpool News 11. Juni 2025, 19:02

Mitten in den laufenden Handelsgesprächen zwischen China und den USA hat Huawei-Gründer Ren Zhengfei in einem seltenen Interview mit der staatlichen Volkszeitung den technologischen Fortschritt seines Unternehmens relativiert. Die Fähigkeiten von Huaweis KI-Chips, so Ren, seien „von den USA übertrieben worden – so stark sind wir noch nicht“.

Konkret räumte Ren ein, dass Huaweis Ascend-Chip, das wichtigste Gegenstück zu Nvidias KI-Hardware in China, „eine Generation hinter den US-Produkten zurückliegt“. Die Aussage steht im Kontrast zur Einschätzung von Nvidia-Chef Jensen Huang, der kürzlich vor einem „ernstzunehmenden“ Wettbewerber aus China warnte, dessen Aufstieg durch US-Exportbeschränkungen beschleunigt worden sei.

Tatsächlich haben Washingtons Lieferverbote chinesischen Konzernen wie Huawei in die Karten gespielt. Da Nvidia-Produkte nicht mehr verfügbar sind, steigen Technologiekonzerne verstärkt auf Huaweis Chips um – insbesondere beim Einsatz in einfacheren KI-Anwendungen. Für das Training großer Sprachmodelle jedoch greifen die meisten chinesischen Unternehmen, darunter auch DeepSeek, weiterhin auf Nvidia zurück.

Ein zentrales Problem von Huaweis Chipsystemen war bisher die begrenzte Skalierbarkeit. Entwickler klagten über Schwierigkeiten bei der Kombination mehrerer Chips und der effizienten Verteilung von Rechenlast. Ren deutete nun Fortschritte an: Durch Cluster- und Stack-Computing erreiche Huawei mittlerweile eine Rechenleistung „vergleichbar mit der Weltspitze“.

Kernstück dieser Strategie ist der neue AI-Server CloudMatrix 384, in dem 384 Huawei-Chips über optische Verbindungstechnik zusammengeschaltet sind. Kunden testen derzeit das System, kämpfen laut internen Kreisen aber noch mit Problemen wie Hitzeentwicklung und hohem Gerätegewicht.

Größtes Hindernis bleibt jedoch die fehlende Entwickler-Community. Anders als Nvidia verfügt Huawei bislang über kein etabliertes Software-Ökosystem wie die Cuda-Plattform, die weltweit Standard ist. Rens Antwort darauf: massive Investitionen. Huawei steckt jährlich rund 180 Mrd. Renminbi (25 Mrd. Dollar) in Forschung und Entwicklung, davon ein Drittel in Grundlagenforschung.

Ren sieht China im globalen KI-Wettbewerb dennoch gut positioniert: „AI braucht viel Strom und starke Netze – beides ist in China auf Weltklasse-Niveau.“

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