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Nvidia-Chef rügt fehlende Infrastruktur – Großbritannien kündigt Milliarden-Investition in nationale KI-Rechenzentren an
Nvidia fordert und Großbritannien liefert: Mit Milliarden für nationale KI-Infrastruktur will London den Sprung zur KI-Nation schaffen.

Mitten im Aufschwung der globalen KI-Industrie hat Nvidia-CEO Jensen Huang auf einer gemeinsamen Bühne mit Premierminister Keir Starmer Großbritannien attestiert, zwar über exzellente KI-Talente und starke private Investitionen zu verfügen, aber die notwendige Infrastruktur zu vermissen. Seine Diagnose: „Das britische KI-Ökosystem ist bereit zum Abheben – aber es fehlt das Fundament.“
Die Antwort der britischen Regierung folgte prompt. Starmer kündigte zum Auftakt der London Tech Week ein zusätzliches Investitionspaket von £1 Mrd. an, um die nationale Rechenkapazität für künstliche Intelligenz zu verzwanzigfachen. Ziel sei es, Großbritannien zum „KI-Macher statt -Nutzer“ zu machen und die digitale Infrastruktur in den Dienst der öffentlichen Daseinsvorsorge zu stellen.
Nvidia verfolgt derweil eine klare Diversifikationsstrategie. Neben bestehenden Partnerschaften mit Big Tech sucht der US-Konzern zunehmend nach sogenannten „sovereign AI“-Kooperationen – staatlich geförderten Projekten zum Aufbau nationaler Rechenzentren. Erst kürzlich hatte Nvidia umfangreiche Vereinbarungen mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geschlossen. Der Vorstoß in Großbritannien erfolgt nun mit lokalen Partnern wie Nscale und Nebius, die noch 2025 mehrere KI-Rechenzentren in Betrieb nehmen wollen, ausgestattet mit Tausenden Nvidia-GPUs.
In Bristol plant Nvidia außerdem ein neues AI Technology Centre, das Entwickler in Bereichen wie Modelltraining, Robotik und Edge Computing schulen soll. Ergänzt wird dies durch ein branchenübergreifendes Forum zur Förderung nationaler KI-Kapazitäten – mit Teilnehmern wie BAE Systems, BT und Standard Chartered. Parallel arbeitet Nvidia gemeinsam mit der britischen Finanzaufsicht FCA und der Fintech-Plattform NayaOne an einer digitalen Testumgebung („sandbox“) für KI-Anwendungen im Finanzsektor.
Trotz prominenter Start-ups wie Synthesia, Quantexa oder Wayve bleibt der Rückstand zum US-Markt erheblich. Laut dem aktuellen AI Index Report der Stanford University flossen 2024 rund $4,5 Mrd. an privatem KI-Kapital nach Großbritannien – gegenüber $109 Mrd. in die USA und $9,3 Mrd. nach China. Der von der Regierung beauftragte „AI Opportunities Action Plan“ fordert daher den Ausbau der staatlichen Compute-Kapazitäten auf das Äquivalent von 100.000 modernen Nvidia-GPUs bis 2030.