Palantir auf Rekordhöhe bewertet – ein Einzeltitel im Blasenmodus

6.6.2025, 17:12

Palantir ist laut Trivariate eines der teuersten US-Unternehmen aller Zeiten – Wachstum rechtfertigt diese Bewertung nicht.

Eulerpool News 6. Juni 2025, 17:12

Mit einer Marktkapitalisierung von 314 Mrd. US-Dollar rangiert Palantir aktuell zwischen Coca-Cola und Bank of America im S&P 500 – dabei erwirtschaftete das Unternehmen 2023 lediglich rund 2,2 Mrd. Dollar Umsatz. Das entspricht einem Enterprise Value von mehr als dem 70-Fachen der für dieses Jahr prognostizierten Umsätze. Eine Bewertung, die laut einer Analyse von Trivariate Research so in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur selten vorkam.

Die Zahlen wirken entkoppelt von der Realität. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der letzten zwölf Monate liegt bei 565, das forward-KGV bei 228. Noch bemerkenswerter ist aber das Multiple auf Umsatzbasis: In einer Trivariate-Screeningreihe mit 2.000 etablierten US-Unternehmen (non-financial) seit 2000 wurden nur sechs Fälle mit höheren EV-to-sales-Ratios identifiziert – fast ausschließlich Biotech-Spekulationen oder Sonderfälle wie MicroStrategy.

Die historische Bilanz dieser Hochbewertungen ist ernüchternd. Titel wie Bluebird Bio, FuelCell Energy oder Comverse Technology verzeichneten im Anschluss Kursverluste von bis zu 99 Prozent oder verschwanden ganz vom Markt. Auch die wenigen Ausnahmen wie Cheniere Energy erholten sich erst nach Jahren.

Statistisch betrachtet ist der Verlauf klar: Unternehmen, die auf Basis von Prognosen mit über dem 30-Fachen Umsatz bewertet wurden, schnitten im Schnitt 22,5 Prozent schlechter ab als der S&P 500 im darauffolgenden Jahr. Das Bewertungsniveau selbst halbierte sich im Schnitt auf das 18-Fache der Umsätze.

Ein Teil der Rückgänge ist auf Multiple-Kompression zurückzuführen – der andere auf enttäuschte Wachstumserwartungen. Denn häufig basiert die Überbewertung auf starkem Vorjahreswachstum: Im Schnitt steigen die Umsätze im Eintrittsjahr um 45 Prozent. Im Folgejahr bricht das Wachstum auf 28 Prozent ein – was nicht reicht, um die Bewertung zu tragen.

Trivariate weist darauf hin, dass Palantir mehr als dreimal teurer ist als das nächstplatzierte Unternehmen (exklusive MicroStrategy) und gleichzeitig kein außergewöhnlich starkes Wachstum aufweist. In vielen Segmenten gäbe es günstigere Alternativen mit ähnlicher oder sogar besserer Dynamik. Das macht den Titel aus Sicht aktiver Large-Cap-Manager zur Herausforderung – vor allem mit Blick auf die bevorstehende Neugewichtung im S&P 500 zum Quartalsende.

Mach die besten Investments deines Lebens

Für 2 € testen

Favoriten unserer Leser