Cohen wirft US-Konzernen "Appeasement" bei Rückzug aus Diversitätsinitiativen vor

8.6.2025, 13:12

Ben Cohen, Co Gründer von Ben & Jerries, kritisiert Großkonzerne für das Einknicken vor Trumps Anti-DEI-Kurs und warnt vor moralischer Entkernung.

Eulerpool News 8. Juni 2025, 13:12

Ben Cohen, Mitgründer der Eismarke Ben & Jerry’s, erhebt schwere Vorwürfe gegen große US-Konzerne, die unter politischem Druck ihre Diversitäts-, Gleichstellungs- und Inklusionsziele (DEI) zurückfahren. In einem Interview mit der Financial Times sprach er von „Appeasement“, das autoritäres Verhalten lediglich befördere.

Die Kritik richtet sich unter anderem an Goldman Sachs, McDonald’s, Citigroup und Disney. Diese hätten ihre DEI-Programme spürbar zurückgefahren – als Reaktion auf Präsident Trumps öffentlichkeitswirksamen Feldzug gegen aus seiner Sicht „illegale und unmoralische“ Diversitätsinitiativen. Das Weiße Haus verweigerte eine Stellungnahme.

Cohen, seit Jahrzehnten politischer Aktivist, sieht darin den Beleg, dass DEI von vielen Unternehmen nur halbherzig verfolgt wurde: „Nach der Ermordung von George Floyd gab es große Versprechen. Aber wenn es ernst wird, zeigen viele Firmen, dass sie nie wirklich daran geglaubt haben.“

Cohens eigene Marke gilt als Pionier des wertebasierten Kapitalismus – ein Ansatz, den auch der Mutterkonzern Unilever lange verfolgte. Doch das Konsumgüterunternehmen hat mittlerweile seine Nachhaltigkeitsagenda abgeschwächt und sich stärker auf Shareholder Value ausgerichtet. Cohen und Co-Gründer Jerry Greenfield kündigten an, Ben & Jerry’s zurückkaufen zu wollen, da die Werte nicht mehr im Einklang mit Unilever stünden. Eine Stellungnahme lehnte Cohen ab.

Parallel treibt Unilever die Abspaltung seines gesamten Eiskremgeschäfts voran – inklusive Magnum und Wall’s. Die Beziehung zwischen Ben & Jerry’s und der Konzernmutter ist angespannt: Die Marke verklagt Unilever wegen angeblicher Einschränkungen ihrer politischen Kommunikation zum Nahostkonflikt.

Vergangene Woche bezeichnete Ben & Jerry’s das israelische Vorgehen im Gazastreifen als „Völkermord“. Cohen selbst wurde im April bei einer Protestaktion gegen Kürzungen von US-Gesundheitsprogrammen und die humanitäre Lage in Gaza im US-Senat festgenommen.

Trotz politischer Differenzen erklärte Cohen, er teile mit dem umstrittenen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy Jr. das Anliegen, gefährliche Zusatzstoffe im US-Lebensmittelmarkt stärker zu regulieren. Die Food and Drug Administration (FDA) und das Landwirtschaftsministerium hätten aus seiner Sicht der Industrie zu viel Einfluss eingeräumt.

Ein Beispiel sei das Verbot gewesen, auf Eisverpackungen zu deklarieren, dass kein Milchprodukt aus mit Wachstumshormon behandelten Kühen verwendet werde. „Wir mussten damals die Regierung verklagen, nur um sagen zu dürfen, was nicht in unserem Eis enthalten ist“, so Cohen.

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