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Eni hält Kurs: Erneuerbare sollen bis 2035 so profitabel sein wie Öl und Gas

Eni setzt auf hybride Satelliten-Modelle, um grüne Sparten profitabel zu skalieren und sich vom Ölpreis abzukoppeln.

Eulerpool News 29. Juli 2025, 19:58

Während BP und Shell ihre Investitionen in erneuerbare Energien zurückfahren, hält Eni-Chef Claudio Descalzi unbeirrt an der Wachstumsstrategie der grünen Tochtergesellschaften fest. Bis 2035, so Descalzi, soll der operative Gewinn aus den Geschäftsbereichen Enilive und Plenitude das Ergebnis des traditionellen Öl- und Gasgeschäfts ausgleichen – und 2040 sogar übertreffen.

Die beiden Tochterfirmen, 2022 und 2023 gegründet, verbinden margenstarke Bestandsgeschäfte mit wachstumsstarken, aber bisher unrentablen Bereichen. Enilive kombiniert Bio-Raffinerien mit einem Tankstellennetz aus 5.000 Stationen, Plenitude bündelt Erneuerbare, E-Mobilitätsdienste und klassische Energielieferverträge für Haushalte.

Im ersten Halbjahr 2024 erzielten beide Sparten gemeinsam ein EBIT von 598 Mio. Euro – ein Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich dazu erwirtschafteten das Upstream-Geschäft und der Gasbereich 6,6 Mrd. Euro. Dennoch liegen beide Tochterfirmen operativ klar im Plus: Das EBITDA beträgt jeweils rund eine Milliarde Euro jährlich.

Eni hat Minderheitsbeteiligungen beider Gesellschaften an Investoren wie KKR und Energy Infrastructure Partners veräußert. Die Transaktionen bewerteten Enilive und Plenitude mit insgesamt 22 Mrd. Euro – fast die Hälfte der aktuellen Marktkapitalisierung des Gesamtkonzerns. Zudem flossen allein im ersten Halbjahr 3,8 Mrd. Euro an Liquidität durch externe Investments in die beiden grünen Satelliten.

Der strategische Vorteil liegt für Descalzi auf der Hand: Statt mit klassischen M&A-Transaktionen zu expandieren, setzt Eni auf Partnerschaften und Blocktauschgeschäfte – auch im Ölgeschäft. So entstanden Joint Ventures wie Azule mit BP in Angola, ein weiteres mit Petronas in Asien oder Var in Norwegen. Damit könne Eni Kapital sparen und dennoch global wachsen.

Die klare Abgrenzung zu Wettbewerbern bleibt bemerkenswert. Analysten von HSBC hoben hervor, dass Eni als einziger großer europäischer Ölkonzern an seinen ambitionierten Dekarbonisierungszielen festhalte. RBC-Experte Biraj Borkhataria lobte die Stringenz der Strategie: „Am Anfang war ich skeptisch, aber inzwischen erkenne ich den Mehrwert. Die Energiewende ist komplex – und Eni geht sie konsequent an.“

Descalzi betont: „Wachstum alleine reicht nicht. Wenn das Geschäftsmodell nicht von Anfang an profitabel ist, verliert man irgendwann die Glaubwürdigkeit der Investoren.“ Für ihn sei die Energiewende vor allem eine Chance, Eni schrittweise vom volatilen Ölpreis zu entkoppeln – ein Ziel, dem sich andere westliche Ölkonzerne erst noch stellen müssten.

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