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EU erhöht Druck auf Shein – Verbraucherschützer kritisieren Irreführung und Intransparenz beim Online-Modehändler
Shein muss Verbraucherschutzmängel in der EU binnen eines Monats beheben – sonst drohen Sanktionen und Abgaben.

Der chinesische Online-Händler Shein steht in der Europäischen Union unter wachsendem regulatorischem Druck. Die EU-Kommission und das europäische Netzwerk der Verbraucherschutzbehörden (CPC-Netz) fordern das Unternehmen auf, seine Plattform unverzüglich an EU-Verbraucherschutzstandards anzupassen. Binnen vier Wochen muss Shein konkrete Verbesserungsvorschläge vorlegen – andernfalls drohen Strafen.
Aus Sicht der Behörden verletzt Shein in mehreren Punkten geltendes Recht. Rabatte würden auf Basis fiktiver Originalpreise angezeigt, künstlich gesetzte Kauf-Fristen erzeugten unnötigen Druck, und Nachhaltigkeitsversprechen seien irreführend. Hinzu kommen strukturelle Mängel: unzureichende Informationen über Rückgaberechte, mangelhafter Kundenkontakt und die fehlende Einhaltung von EU-Vorgaben bei Rücksendungen.
Shein reagierte mit einer allgemein gehaltenen Stellungnahme und verwies auf den „konstruktiven Dialog“ mit den Behörden. Man sei „verpflichtet“, das EU-Recht zu respektieren und wolle im laufenden Verfahren alle offenen Punkte adressieren. Auf die einzelnen Vorwürfe ging das Unternehmen nicht ein.
Der Fast-Fashion-Konzern, gegründet in China und heute mit Hauptsitz in Singapur, ist zugleich Hersteller, Händler und Plattformbetreiber – und damit in einer besonders sensiblen Rolle. Während das Geschäftsmodell mit aggressiven Niedrigpreisen punktet, wächst die Kritik an Produktqualität, Wettbewerbspraktiken und ökologischen Standards.
Shein ist nicht der einzige asiatische Händler im Visier der EU. Bereits im November wurde der chinesische Wettbewerber Temu zu Nachbesserungen aufgefordert. In demselben Monat hatte die Kommission auch das Verfahren gegen Shein eingeleitet. Der Fall steht exemplarisch für die zunehmende regulatorische Kontrolle über Drittstaaten-Anbieter im europäischen E-Commerce.
In Brüssel wird parallel diskutiert, eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro auf Pakete aus Drittstaaten einzuführen. Nach Angaben der EU-Kommission treffen täglich rund zwölf Millionen solcher Sendungen in Europa ein – ein Volumen, das laut Kommission „die Kontrollkapazitäten zunehmend überfordert“. Die Zusatzabgabe soll helfen, die Kosten für die Marktüberwachung zu decken.