Economics

Norwegens Öl-Fonds fordert grundlegende Kapitalmarkt-Reformen in Europa

Norwegens Staatsfonds warnt vor Europas Kapitalmarktschwäche und fordert tiefgreifende Reformen für neue Investitionschancen.

Eulerpool News 10. Juni 2025, 16:22

Der norwegische Staatsfonds, mit einem Volumen von 1,9 Billionen US-Dollar der größte seiner Art weltweit, mahnt umfassende Reformen europäischer Kapitalmärkte an. Harmonisierte Steuer-, Insolvenz- und Aufsichtsregelungen seien dringend erforderlich, um Europas Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und Asien nicht weiter sinken zu lassen, heißt es in einer Stellungnahme an die Europäische Kommission.

Innerhalb eines Jahrzehnts ist der Anteil europäischer Aktien im Portfolio des Fonds von 26 auf 15 Prozent gefallen – nicht aus politischem Kalkül, sondern aufgrund sinkender Investitionsattraktivität. Dabei hält der Fonds im Schnitt 2,5 Prozent jeder börsennotierten Gesellschaft auf dem Kontinent und ist damit ein maßgeblicher Investor in Unternehmen wie SAP, ASML, Novo Nordisk, Nestlé und UBS.

„Wir teilen die Sorge, dass Europa in puncto Unternehmensdynamik und Investitionschancen für institutionelle Anleger strukturell ins Hintertreffen gerät“, heißt es im Schreiben, das diese Woche bei der EU-Kommission eingehen soll. Es sei jetzt die Zeit für mutige Schritte.

Besonders kritisiert werden die stark voneinander abweichenden Regelwerke der Mitgliedsstaaten. Nationale Unterschiede im Gesellschaftsrecht, im Insolvenzrecht sowie bei der Quellenbesteuerung erschweren eine Kapitalmarktunion – und damit Investitionen. Auch das Emissionsverfahren für Unternehmensanleihen sei unnötig komplex.

Statt neuer Regulierung fordert der Fonds mehr Wettbewerb und Innovation zur Steigerung der Liquidität europäischer Aktienmärkte. Die Aufsicht müsse zudem auf europäischer Ebene zusammengeführt werden, so Malin Norberg, Chief of Market Strategies beim Fonds. „Wir sehen eine neue Dringlichkeit in der europäischen Politik. Und wir teilen diese Dringlichkeit.“

Ein interner Portfolio-Umschichtungsbeschluss norwegischer Politiker 2012 hatte zwar die USA stärker gewichtet, doch die eigentlichen Ursachen für den Rückgang der europäischen Allokation seien struktureller Natur. Die Zahl der börsennotierten Unternehmen in Europa sei deutlich rückläufig – ein Befund, den auch Emil Framnes, globaler Aktienchef des Fonds, unterstreicht.

Inzwischen entfallen 40 Prozent der Fondsaktiva auf US-Aktien – doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Die Zahl europäischer Unternehmen im Portfolio schrumpfte im selben Zeitraum um ein Viertel auf 1.546. Wachstumsunternehmen wie Spotify und Klarna weichen für IPOs nach New York aus, etablierte Konzerne wie Linde, CRH oder Arm Holdings verlagerten ihre Listings ganz in die USA.

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