Economics
Rom blockiert Banco-BPM-Deal – Unicredit wehrt sich gegen Ausstiegsauflage aus Russland
Unicredit will Banco BPM übernehmen, doch Italiens Regierung verlangt vorher den Rückzug aus Russland – notfalls klagt die Bank.

Die italienische Großbank Unicredit legt sich mit der eigenen Regierung an: Im Übernahmepoker um Banco BPM will das Institut gerichtlich gegen politische Auflagen vorgehen. Wie die Bank am Freitag mitteilte, wird sie beim Verwaltungsgericht Latium Beschwerde einlegen. Ziel ist es, die von Rom verhängte Bedingung für den Zusammenschluss rechtlich anzufechten.
Hintergrund ist das sogenannte Golden-Power-Gesetz, mit dem Italien ausländische und inländische Investoren bei Übernahmen in strategisch sensiblen Sektoren beschränken kann – darunter Energie, Telekommunikation und Bankenwesen. Im Fall Unicredit geht es dabei nicht nur um Marktanteile, sondern um Geopolitik: Laut mit dem Vorgang vertrauten Personen verlangt die Regierung in Rom einen raschen Rückzug aus Russland als Voraussetzung für grünes Licht beim BPM-Deal.
Unicredit gehört zu den wenigen westlichen Kreditinstituten, die noch substanzielle Geschäftsaktivitäten in Russland halten. Vorstandschef Andrea Orcel hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass ein überhasteter Rückzug ohne angemessene Entschädigung nicht im Interesse der Aktionäre sei. Auch die Europäische Zentralbank hatte zuletzt Druck aufgebaut und eine Reduktion der Russland-Engagements eingefordert.
Unicredit unterstützt darüber hinaus eine Prüfung der Europäischen Kommission. Diese soll klären, ob die italienische Regierung das Golden-Power-Instrument rechtmäßig auf die geplante BPM-Übernahme angewendet hat. Das könnte Auswirkungen auf weitere potenzielle Transaktionen haben – insbesondere auf Überlegungen der Bank, sich auch bei der Commerzbank zu engagieren, an der sie bereits eine signifikante Beteiligung hält.
Die politischen Spannungen treffen Unicredit zu einem heiklen Zeitpunkt. Der Zusammenschluss mit Banco BPM würde das Institut in Italien zur dominierenden Bankengruppe machen. Gleichzeitig wirft das Russland-Geschäft einen Schatten auf die europäische Expansion und zwingt die Bank zu einem strategischen Spagat zwischen geopolitischer Opportunität und regulatorischer Realität.