Economics

Starmer drängt Trump auf zollfreien Stahlzugang – London will Vorsprung gegenüber Brüssel nutzen

Ein zollfreier US-Marktzugang für britischen Stahl soll Starmer geopolitisch und handelspolitisch strategisch aufwerten.

Eulerpool News 29. Juli 2025, 14:37

Der britische Premierminister Keir Starmer will bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump am Montag in Schottland eine rasche Umsetzung des bereits angekündigten, aber noch nicht ratifizierten US-UK-Stahlabkommens vorantreiben. Gesprächsthema ist insbesondere der Wegfall von Zöllen auf britische Stahlexporte – ein Schritt, der der heimischen Industrie einen spürbaren Vorteil gegenüber europäischen Wettbewerbern verschaffen würde.

Während die EU sich am Wochenende mit den USA auf einen beiderseitigen Zollsatz von 15 Prozent für die meisten Exporte einigte, konnte Großbritannien bereits im Mai ein Abkommen mit einem 10-Prozent-Zoll für die Mehrheit seiner Ausfuhren erzielen. Für Stahl- und Aluminiumprodukte sieht die Vereinbarung sogar eine zollfreie Lieferung auf Basis eines Kontingents vor – allerdings wurde diese Regelung bislang nicht umgesetzt, da Washington Fragen zur praktischen Ausgestaltung aufwirft.

Starmer trifft Trump auf dessen Turnberry-Golfanlage und reist anschließend gemeinsam mit ihm nach Aberdeen. Es ist das erste bilaterale Gespräch der beiden seit dem Amtsantritt des Premierministers. Auch geopolitische Themen wie die Lage in Gaza und der Ukraine dürften angesprochen werden.

Jonathan Reynolds, britischer Wirtschaftsminister, dämpfte am Montagmorgen Erwartungen an konkrete Durchbrüche. Gleichwohl kündigte er an, Starmer werde das Gespräch nutzen, um die Verhandlungen zu beschleunigen: „Ich bin überzeugt, dass unsere Argumente stichhaltig sind – vor allem beim Thema Stahl und Aluminium.“

Ein zentraler Knackpunkt bleibt die amerikanische Forderung, dass Stahlprodukte vollständig im Vereinigten Königreich geschmolzen und gegossen werden müssen. Das Werk von Tata Steel in Port Talbot verarbeitet derzeit Halbzeuge aus den Niederlanden und Indien weiter. Erst mit der geplanten Inbetriebnahme eines neuen Elektroofens ab 2027 würde Großbritannien diesen Produktionsschritt selbst übernehmen können.

Die britische Stahlindustrie drängt auf eine rasche Klärung. Gareth Stace, Generaldirektor des Branchenverbands UK Steel, warnte vor einem Aufschub von Aufträgen und Unsicherheit bei der Exportplanung. Die Aussicht auf eine vollständige Zollfreiheit sei zwar „willkommen“, doch es komme auf die konkreten Quotenbedingungen an: „Wir brauchen Klarheit, ob wir exportieren oder abwarten sollen. Es geht um Planungssicherheit.“

Laut Reynolds habe sich Großbritannien mit dem neuen Deal in eine vorteilhafte Position gebracht: „Wir stehen ganz vorn in der Warteschlange“, sagte er. Die EU sei in dieser Hinsicht ins Hintertreffen geraten.

Der US-Markt ist derzeit für viele globale Stahlhersteller durch Zölle von bis zu 50 Prozent kaum zugänglich. Sollte London ein umfassendes zollfreies Kontingent erhalten, wäre das ein bemerkenswerter strategischer Vorteil – wirtschaftlich wie handelspolitisch.

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