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ASML bleibt Schlüsselakteur im KI-Zeitalter – aber geopolitische Risiken und Investitionszyklen dämpfen Wachstum
Trotz technologischem Monopol schwankt ASMLs Umsatz stark – Kunden zögern bei Großinvestitionen, China-Risiken steigen.

ASML, Europas wertvollster Tech-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 270 Mrd. Euro, steht im Zentrum der globalen Halbleiterindustrie – und doch unter Druck. Während Nvidia mit steigender KI-Nachfrage kaum mit der Produktion hinterherkommt, erlebt der niederländische Hersteller von Lithografieanlagen das andere Extrem eines Technologiebooms: Schwankungsanfällige Großinvestitionen, politischer Gegenwind und vorsichtigere Kunden bremsen den Aufwärtstrend.
Die Maschinen von ASML sind der Goldstandard der Chipproduktion – ob in Smartphones, Servern oder Kühlschränken, kaum ein moderner Chip entsteht ohne Anlagen aus Veldhoven. Doch während Nvidia Chips für ein paar tausend Dollar verkauft, kostet ein einzelnes High-NA-System von ASML rund 380 Mio. Euro. Ein verschobener Auftrag entspricht rechnerisch dem Ausbleiben von über 8.000 verkauften Teslas – entsprechend labil wirkt sich jede Investitionsentscheidung der Kunden auf den Umsatz aus.
Aktuelle Signale aus der Branche zeigen, dass viele Hersteller ihre Ausgabenpläne zurückfahren. Intel kürzte seine Capex-Prognose im April um 2 Mrd. USD auf 18 Mrd. USD. Auch bei Samsung deutet der Konsens auf ein Unterbieten des letztjährigen 39-Mrd.-Dollar-Budgets hin. TSMC, größter ASML-Kunde, äußerte sich zuletzt vorsichtiger hinsichtlich der Einführung der neuen High-NA-Technologie. Analysten von Jefferies rechnen für 2025 nicht mehr mit Wachstum bei ASMLs Umsatz.
Erschwerend kommt politische Unsicherheit hinzu. Die US-Regierung hat bereits die Auslieferung fortgeschrittener Maschinen nach China untersagt – ein Markt, der 2023 durch Nachholeffekte fast 50 Prozent von ASMLs Umsatz ausmachte. Weitere Einschränkungen würden empfindlich treffen, da gerade die weniger hochentwickelten, aber margenträchtigen DUV-Systeme stark nachgefragt sind.
Zudem drängt Peking auf technologische Eigenständigkeit. Lokale Wettbewerber wie SiCarrier – finanziert von der Stadt Shenzhen – melden erste Fortschritte in der Lithografie für Chips mittlerer Komplexität. Zwar sind technologische Aufholprozesse in dieser Branche langwierig und kapitalintensiv – ASMLs Zulieferkette umfasst über 5.000 spezialisierte Partner – doch der Trend ist gesetzt.
Die strukturelle Stärke des Konzerns bleibt dennoch unbestritten. Die Maschinen verkürzen komplexe Chipprozesse von bis zu 40 auf zehn Schritte – ein massiver Effizienzgewinn für Kunden wie Intel. Und obwohl Investitionen derzeit vertagt werden, dürften sie langfristig kaum ausbleiben: Die technologische Basis der Branche bleibt auf ASML angewiesen.
Im Vergleich zu Nvidia, das mit wachsender Kunden-Konkurrenz durch selbst entwickelte Chips konfrontiert ist, wirkt ASMLs Marktstellung robuster. Doch die Aktie bleibt volatil: Während Nvidia im Jahresverlauf rund 25 Prozent zulegte, verlor ASML über 30 Prozent – ein mutigeres, aber strategisch nicht minder attraktives Investment.