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Frankreich drängt Renault zu Drohnenproduktion in der Ukraine – Verteidigungsindustrie nutzt Autoindustrie im Strukturwandel
Frankreich will Renault zur Drohnenfertigung in der Ukraine bewegen – Verteidigungsaufträge als Antwort auf Autokrise.

Der französische Staat hat Renault offiziell gebeten, Drohnen für die Ukraine zu produzieren – gemeinsam mit einem spezialisierten Technologiepartner vor Ort. Es wäre das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass der Autokonzern militärische Ausrüstung fertigt. Ziel ist die Errichtung einer Produktionslinie direkt in der Ukraine, wie das französische Verteidigungsministerium am Wochenende bestätigte.
Renault selbst erklärte am Sonntagabend, dass Gespräche mit dem Verteidigungsministerium geführt wurden, jedoch noch keine Entscheidung gefallen sei. Man warte auf „konkrete Projektinformationen“. Der Vorstoß erfolgt in einem sicherheitspolitisch sensiblen Moment: Drohnen haben sich zur Schlüsseltechnologie im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland entwickelt. Sie spielten etwa vergangene Woche eine zentrale Rolle bei Angriffen auf russische Militärflugplätze weit hinter der Frontlinie.
Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu sprach von einer „völlig neuartigen Partnerschaft“ zwischen zivilen und militärischen Industrien – eine Reaktion auf die zunehmende strategische Zurückhaltung der USA in Osteuropa. Künftig müssten europäische Länder robuster für die Sicherheit der Ukraine einstehen, so Lecornu.
Die Fertigung in der Ukraine selbst sei nicht nur politisches Signal, sondern auch ein operativer Vorteil: „Taktisches und operationelles Training unter realen Frontbedingungen“ – so Lecornu – würde langfristig auch der französischen Armee nutzen. Französische Arbeiter sollen dabei nicht entsendet werden; die Linien würden lokal betrieben.
Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Vorstoßes: Laut ukrainischen Regierungsangaben haben mittlerweile über 40 ausländische Rüstungsunternehmen Kooperationen mit dem Land aufgenommen. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall baut aktuell ein Munitionswerk vor Ort, während Thales – Frankreichs führender Rüstungselektronikkonzern – eine strategische Allianz mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom zur Entwicklung elektronischer Kriegstechnologien eingegangen ist.
Für Renault käme die Neuausrichtung inmitten einer schwierigen Phase: Die Automobilsparte kämpft mit der Umstellung auf Elektromobilität, Margendruck und dem wachsenden Einfluss chinesischer Hersteller. Parallel verzeichnet die europäische Rüstungsindustrie Rekordaufträge. In Deutschland bietet der Rüstungselektroniker Hensoldt ehemaligen Autozulieferern bereits gezielt Jobs an. Rheinmetall wiederum prüft die Übernahme stillgelegter VW-Produktionsstätten.