Renault setzt auf Interimschef – Suche nach de Meos Nachfolger läuft unter Zeitdruck

10.7.2025, 09:11

Renault benennt kommende Woche einen Interim-CEO, während die Nachfolgesuche für Luca de Meo weiterläuft.

Eulerpool News 10. Juli 2025, 09:11

Renault wird in der kommenden Woche einen Interimschef ernennen. Der französische Autobauer steht unter Zugzwang, da Konzernlenker Luca de Meo das Unternehmen Mitte Juli verlässt, um den Vorstandsvorsitz des Luxuskonzerns Kering zu übernehmen.

Ein dauerhafter Nachfolger steht noch nicht fest. Laut mit dem Verfahren vertrauten Personen gilt die Auswahl inzwischen als stark eingegrenzt: Auf der Shortlist stehen Denis Le Vot, Leiter der Konzernmarke Dacia, François Provost, zuständig für Einkauf und Partnerschaften, sowie der frühere Stellantis-Topmanager Maxime Picat. Mit der Besetzung wurde die Personalberatung Russell Reynolds Associates beauftragt.

Le Vot, der sich mit dem erfolgreichen Ausbau von Dacia intern Respekt verschafft hat, gilt als erfahrener Krisenmanager. Er verantwortete unter anderem den Rückzug aus Russland sowie den Umbau der Lieferketten. Picat wiederum verließ Stellantis erst vor wenigen Wochen, nachdem ihm der Posten des CEO verwehrt geblieben war. Provost gilt als strategisch versiert, insbesondere im Hinblick auf staatliche Stakeholder wie die französische Regierung, die mit Abstand größter Aktionär von Renault ist.

Der Zeitplan ist eng: Spätestens zum 15. Juli soll ein Interimschef ernannt sein. Zugleich wollen Aufsichtsrat und Personalberater eine langfristige Lösung vermeiden, die sich über Monate hinzieht – wie es kürzlich bei Stellantis der Fall war, wo es mehr als ein halbes Jahr dauerte, einen Nachfolger für Carlos Tavares zu benennen.

Strategisch hat de Meo seinem Nachfolger immerhin ein klares Raster hinterlassen: Er hatte kurz vor seinem Abgang noch eine Strategie vorgestellt, die auf technologische Integration und stärkere Partnerschaften setzt. Dennoch sprechen Analysten von einer „Phase strategischer Unsicherheit“ – so auch Philippe Houchois von Jefferies. Der Aktienkurs liegt derzeit fast sechs Prozent unter dem Niveau vor de Meos Rücktrittsankündigung.

Hinzu kommen strukturelle Belastungen: So musste Renault in der vergangenen Woche einen buchhalterischen Verlust in Höhe von 9,5 Mrd. Euro auf seine Beteiligung an Nissan bekanntgeben. Hintergrund ist eine geänderte Bewertungsmethode. Die langjährige Allianz mit dem japanischen Hersteller wird schrittweise zurückgeführt – von ursprünglich 43 auf nunmehr 10 Prozent.

Trotz dieser Herausforderungen hat sich Renault zuletzt besser geschlagen als viele Konkurrenten, nicht zuletzt dank der geringen Abhängigkeit von den derzeit schwierigen Märkten USA und China. Im Sommer droht dennoch eine Führungs- und Richtungsdebatte, wenn die Suche nach dem dauerhaften CEO nicht bald abgeschlossen ist.

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