Volkswagen hat seine Prognose für die operative Marge deutlich gesenkt, nachdem der Konzern im ersten Halbjahr mit einem Zölleffekt von 1,3 Mrd. Euro belastet wurde. Der Rückgang resultiert aus dem von Donald Trump verschärften Handelskonflikt, insbesondere durch den zusätzlichen 25-Prozent-Zoll auf Fahrzeuge aus der EU. Der neue Ausblick geht von einer operativen Umsatzrendite von 4 bis 5 Prozent für 2025 aus – zuvor hatte VW noch 5,5 bis 6,5 Prozent angepeilt.
Besonders betroffen sind die Premiumtöchter Audi und Porsche, deren US-Geschäft stark auf Exporte aus Europa und Mexiko angewiesen ist. Audi verzeichnete im zweiten Quartal einen Rückgang des operativen Ergebnisses um 64 Prozent, Porsche sogar um 91 Prozent. Zusätzlich zur Zollbelastung schlagen Restrukturierungsmaßnahmen zu Buche. Der Gesamtkonzern meldete einen Gewinnrückgang von 30 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro.
CEO Oliver Blume kündigte am Freitag „große Investitionen“ in den USA an und warb für einen firmenspezifischen Deal mit der US-Regierung: „Wir denken, es sollte möglich sein, ein separates Abkommen zwischen den US-Behörden und den Autoherstellern zu schließen.“ Eine solche Einigung könne die Zölle perspektivisch auf unter 15 Prozent senken.
Blume stellte in Aussicht, künftig mehr Fahrzeuge in den USA zu produzieren – etwa Audi-Modelle – und gleichzeitig Exporte aus Nordamerika auszuweiten. VW exportiert bisher nur in geringem Umfang aus den USA nach Kanada und Mexiko, anders als Mercedes-Benz und BMW, die auf größere Exportvolumina aus amerikanischer Fertigung zurückgreifen können.
Die laufenden Gespräche zwischen der EU und Washington zielen derzeit auf einen generellen Zollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Exporte ab, wobei unklar bleibt, ob Autos eingeschlossen sind. Sollte dieses Szenario eintreten, könnte laut VW die operative Marge bei rund 4,5 Prozent liegen – unter der Voraussetzung, dass auch die Zölle auf Importe aus Mexiko gesenkt werden.
Neben der Zolllast belasten auch hausgemachte Probleme den Konzern. Der Verkauf von Elektrofahrzeugen legte im ersten Halbjahr zwar um 47 Prozent auf 465.500 Einheiten zu, jedoch drücken hohe Produktionskosten auf die Margen. Der Umbau des Konzerns – inklusive Halbierung der Produktionskapazität in Deutschland und dem Abbau von 35.000 Stellen bis 2030 – wirkt sich ebenfalls auf den freien Cashflow aus. VW reduzierte seine Prognose für den Nettozufluss aus dem Automobilgeschäft auf 1 bis 3 Mrd. Euro, nach zuvor 2 bis 5 Mrd. Euro.
Finanzvorstand Arno Antlitz betonte den Handlungsdruck: „Angesichts der erneuten Herausforderungen müssen wir unsere Anstrengungen intensivieren, die Umsetzung unserer Programme beschleunigen und konsequent kostenorientiert handeln.“