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Schweizer Regierung setzt UBS mit Kapitalreform unter Druck – bis zu 50 % mehr Eigenmittel nötig

UBS muss künftig womöglich alle Auslandstöchter voll kapitalisieren – regulatorische Entscheidung mit Milliardenfolgen steht bevor.

Eulerpool News 5. Juni 2025, 12:12

UBS steht kurz vor einem regulatorischen Kraftakt: Am Freitag wird der Schweizer Bundesrat Reformvorschläge präsentieren, die allein den größten systemrelevanten Konzern des Landes betreffen. Im Zentrum der geplanten „Too-big-to-fail“-Reform steht die Verpflichtung, sämtliche ausländischen Tochtergesellschaften vollständig mit Kapital zu unterlegen. Interne Berechnungen der Bank zeigen: Das könnte die Kapitalanforderungen um rund 50 % erhöhen – ein Mehraufwand von etwa 25 Mrd. US-Dollar.

Seit der Notübernahme von Credit Suisse im März 2023 hat UBS einen bilanziellen Umfang erreicht, der das Schweizer Bruttoinlandsprodukt übersteigt. Dies rief Regulatoren und Politik auf den Plan, die nun eine systemische Nachschärfung fordern. Bisher ist UBS verpflichtet, 60 % des Kapitals ihrer Auslandstöchter auch auf Konzernebene zu unterlegen. Eine Erhöhung auf 100 % – wie nun diskutiert – würde UBS im globalen Wettbewerb deutlich benachteiligen.

Während Konkurrenten wie Deutsche Bank, HSBC oder Morgan Stanley mit einer CET1-Ratio von rund 11–13,5 % operieren, müsste UBS diese Kennziffer auf bis zu 19 % anheben, um regulatorisch konform zu bleiben. CEO Sergio Ermotti warnte zuletzt: „Wir sind keine Magier. Mit diesen Vorgaben können wir weder wettbewerbsfähig noch Wachstumstreiber für den Finanzplatz sein.“

Besonders kritisch: Die genaue Umsetzungsfrist der Reform bleibt offen. Eine regulatorische Verordnung könnte sofort greifen; ein parlamentarischer Prozess hingegen würde der Bank mehr Zeit verschaffen – Analysten sehen eine Übergangsfrist von zehn Jahren als Minimum. Je weiteres Jahr gewährt UBS laut RBC schätzungsweise 4 Mrd. Dollar mehr Eigenmittel aus laufendem Cashflow.

Zudem stellt sich die Frage, wie die Maßnahme technisch umgesetzt wird: Entweder über eine vollständige Kapitalabzugsverpflichtung der Töchter – was als wahrscheinlich gilt – oder über eine Anhebung der Risikogewichtung der Auslandseinheiten von derzeit 400 % auf bis zu 600 %. Beide Varianten würden jedoch substanziellen Kapitalbedarf erzeugen und strategische Konsequenzen nach sich ziehen.

Schon jetzt evaluiert UBS laut Beobachtern die Option, weniger profitable Auslandsgeschäfte wie das US-Investmentbanking zu veräußern – ein klarer Rückschritt für das erklärte Ziel, ein europäisches Pendant zu Morgan Stanley zu werden. Gleichzeitig bemüht sich die Bank, überschüssiges Kapital aus ihren internationalen Einheiten zum Mutterhaus zu transferieren – sofern die lokalen Aufsichtsbehörden zustimmen.

Die Märkte blicken mit Spannung auf Freitag: Morgan Stanley rechnet mit einem Kursausschlag von rund 5 % in beide Richtungen. Nach über einem Jahr politisch-regulatorischer Unklarheit wird sich dann erstmals konkret zeigen, wie tiefgreifend die neuen Kapitalregeln UBS treffen – und wie flexibel sich die Bank darauf einstellen kann.

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