Der US-Pharmakonzern Eli Lilly übernimmt das Biotech-Unternehmen Verve Therapeutics für bis zu 1,3 Milliarden Dollar. Mit der Akquisition sichert sich der weltweit wertvollste Arzneimittelhersteller Zugang zu einer experimentellen Gentherapie zur Senkung des Cholesterinspiegels – ein strategischer Schritt zur Stärkung der eigenen Pipeline.
Rund 1 Milliarde Dollar zahlt Lilly in bar für das börsennotierte Unternehmen, dessen Hauptprodukt eine auf Crispr-Technologie basierende Therapie ist, die auf das PCSK9-Gen abzielt. Weitere 300 Millionen Dollar sollen bei Erreichen klinischer Meilensteine folgen. Das entspricht einem Gesamtwert von 13,50 Dollar pro Aktie – mehr als doppelt so viel wie der Durchschnittskurs der letzten 30 Tage.
Verve hatte mit seiner Gentherapie in diesem Jahr eine erfolgreiche Phase-I-Studie abgeschlossen. Das Präparat soll nicht nur familiär bedingte Hypercholesterinämie, sondern auch frühe Stadien der koronaren Herzkrankheit adressieren. Der Beginn der Phase-II-Studien ist für 2024 geplant.
Lilly bleibt damit seiner akquisitorischen Linie treu: Statt großvolumiger Übernahmen konzentriert sich der Konzern gezielt auf forschungsintensive Projekte in frühen Entwicklungsphasen. Erst kürzlich hatte der Konzern Vereinbarungen mit Scorpion Therapeutics (Krebs, bis zu 2,5 Mrd. USD) und SiteOne Therapeutics (Schmerztherapie, bis zu 1 Mrd. USD) abgeschlossen.
Die Branche befindet sich aktuell in einer schwierigen Phase: Viele Biotech-Werte, darunter auch Verve, haben seit dem Hype-Jahr 2021, als Verve bei 74 Dollar notierte, deutlich an Wert verloren. Gleichzeitig belasten politische Unsicherheiten wie mögliche Zölle unter Präsident Trump und regulatorische Schwenks unter dem neuen US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. die Perspektiven.
Trotzdem mehren sich wieder größere Transaktionen: Sanofi übernahm Blueprint Medicines für bis zu 9,5 Mrd. Dollar, Bristol Myers Squibb vereinbarte eine bis zu 11,1 Mrd. Dollar schwere Krebsimmuntherapie-Partnerschaft mit BioNTech.
Anders als viele Wettbewerber ist Eli Lilly nicht auf Übernahmen angewiesen, um drohende Umsatzverluste durch Patentabläufe abzufedern. Die Blockbuster-Medikamente Mounjaro und Zepbound gegen Diabetes und Adipositas allein sollen dieses Jahr mehr als 30 Milliarden Dollar einspielen.
Der Abschluss der Verve-Übernahme wird für das dritte Quartal erwartet. Kirkland & Ellis berät Lilly rechtlich, während Verve von Centerview Partners, Guggenheim Securities und Paul Weiss unterstützt wird.